Treff Sozialarbeit hat über Arbeit der Zentralen Schuldnerberatung informiert
Stuttgart. Hier ein Kredit fürs neue Sofa, dort ein überteuerter Handyvertrag – und dann war das Ausgehen am Wochenende wieder viel zu teuer: Es gibt viele Gründe, warum junge Leute in die Überschuldung geraten. Die Zentrale Schuldnerberatung (ZSB) Stuttgart kümmert sich mit Präventionsangeboten für sie und andere Altersgruppen darum, dass es gar nicht erst zum Anhäufen von Schulden kommt. Darüber haben Mitarbeitende der ZSB jetzt beim Treff Sozialarbeit der eva informiert.
600 000 Menschen leben in Stuttgart, 22 000 davon sind überschuldet. Nur ein Bruchteil davon kommt zur ZSB, der Zentralen Schuldnerberatung Stuttgart. Doch es sind so viele, dass die Wartezeiten lang sind: Derzeit dauert es zwischen acht und zehn Monaten, bis ein Beratungsplatz frei wird. Reiner Saleth, Leiter der ZSB, hat dies beim Treff Sozialarbeit der eva zwar bedauert, konnte aber auch Entwarnung geben: Wenn die Existenz bedroht ist, wenn Wohnung, Energieversorgung oder Arbeitsplatz gefährdet sind, hilft die Schuldnerberatung sofort, etwa bei der Einrichtung eines Pfändungsschutz-Kontos. „Dann ist die Wartezeit erträglicher“, sagt Saleth. Auch Anfragen von Fachdiensten werden sofort und ohne Wartezeit beantwortet.
Die ZSB ist eine Kooperation von Caritas, Evangelischer Gesellschaft (eva) und PräventSozial. „Die Schulden unserer Klienten haben sich über Jahre angehäuft. Und auch die Schuldnerberatung ist ein Prozess, der Zeit braucht: Er dauert im Schnitt 14 Monate“, berichtet Reiner Saleth. So viel Zeit ist in der Regel nötig, bis Licht ins Dunkel der Unterlagen gebracht ist, die häufig schon lange nicht mehr geöffneten Briefe von Gläubigern sortiert und die Forderungen geprüft sind. Dann geht es an die Regulierung der Schulden. Steht am Ende ein Privatinsolvenzverfahren, dauert dies noch einmal vier bis fünf Jahre.
Ein langer Weg. Damit es dazu gar nicht erst kommt, setzen die Mitarbeitenden der Zentralen Schuldnerberatung auf Prävention. Philipp Käser, Sozialarbeiter bei der ZSB, berichtet, dass sich insbesondere von Altersarmut und Überschuldung betroffene Menschen schwertun, Hilfe zu holen. „Dabei ist gerade im Alter die soziale Isolation, die mit Armut einhergeht, massiv. Wir wollen vermehrt mit Tagesstätten zusammenarbeiten, um Vertrauen bei diesem schambesetzten Thema zu gewinnen“, so Käser. In Zuffenhausen, beim Stadtteiltreff Oase, klappt das schon gut, hier ist ein Mitarbeiter der ZSB regelmäßig zu Gast. Möglich wäre auch, die Mitarbeitenden in den Tagesstätten zu schulen, damit sie ihre Gäste über Sparmöglichkeiten und Hilfsangebote informieren können. Die ZSB-Broschüre „Save the money. G’spart isch verdient“ listet viele hilfreiche Tipps für Stuttgarter Seniorinnen und Senioren auf.
Eileen Homburger macht sich bei der ZSB Gedanken über Präventionsangebote für junge Menschen. Sie hält Vorträge und führt Workshops mit Jugendlichen durch – online, aber auch in Präsenz. Hier lernen die jungen Leute, den Überblick über ihr Budget zu behalten. Ein ganz einfaches Mittel: Sich für jeden Tag einen bestimmten Betrag in einen Briefumschlag zu stecken. Mehr darf nicht ausgegeben werden. Homburger geht das Thema Budgetplanung bei Workshops für die digital sozialisierte Zielgruppe zudem spielerisch an: Mit einer App können junge Leute nachvollziehen, wie schnell der Kontostand ins Minus rauscht, wenn die falschen finanziellen Entscheidungen getroffen werden.
Wie wichtig das Thema Budgetberatung für Schüler ist und wie wenig Wissen sie darüber haben, das hat Burkhard Kowalski schon oft in Schulen erlebt. Der Wirtschaftsingenieur im Ruhestand arbeitet im Ehrenamt für die ZSB und gibt Workshops, unter anderem für Schülerinnen und Schüler im Berufsvorbereitungsjahr. „Sie haben oft wenig Kenntnisse – und gerade für sie ist es wichtig, zu erfahren, wie man seine Finanzen im Griff behält“, sagt der ehrenamtliche Finanzpate. (ds)