Seit über 30 Jahren gibt es Leihgroßeltern – neue Ehrenamtliche sind willkommen
Stuttgart. Die ehrenamtliche Leihgroßeltern-Initiative in Stuttgart hat in den vergangenen dreißig Jahren vielen älteren Menschen und Kindern den Kontakt miteinander ermöglicht. Seit Beginn der Corona-Pandemie waren solche Begegnungen kaum möglich. Nun sind ältere Menschen überwiegend geimpft, der Kontakt zu Kindern ist mit weit weniger Risiken möglich. Anfragen von Familien gibt es genügend, doch es fehlt an neuen Leihomas und -opas. Deshalb sucht die Initiative neue Ehrenamtliche, die dafür sogar eine finanzielle Aufwandsentschädigung erhalten. Die Initiative wird unterstützt und getragen vom treffpunkt 50plus und der Evangelischen Gesellschaft (eva). Wer im Organisationsteam der Leihgroßeltern mitmachen oder selbst Leihoma oder -opa werden möchte, kann sich bei der eva melden unter Tel. 07 11.20 54-462 oder beim Büro der Leihgroßeltern, Tel. 07 11.35 14 59 44, das derzeit dienstags von 10 bis 12 Uhr besetzt ist.
Heidi Kohl ist wieder als Leihoma aktiv. Einmal in der Woche besucht sie eine Familie mit zwei Mädchen im Alter von 11 und 12 Jahren. Die Großeltern der Mädchen leben weit weg; so fehlen ein Opa oder eine Oma vor Ort, die mit den Kindern etwas unternehmen, etwas basteln oder spielen. Heidi Kohl wollte aktiv bleiben und ihre Zeit sinnvoll nutzen, nachdem sie in Rente war – und ihr eigener Enkel lebt weit weg. Die Eltern der Kinder sehen in der Leihoma ein Geschenk für die ganze Familie. Die kleine finanzielle Aufwandsentschädigung, die die Leihoma für ihren Einsatz erhält, übernehmen sie gern.
Als die „Arbeitsgemeinschaft Kinderbetreuung“, wie die „Leihgroßeltern Stuttgart“ damals hießen, 1990 gestartet ist, wurde die organisatorische Arbeit noch vom Küchentisch aus gemacht. Seit elf Jahren organisieren Heidi und Wolfgang Bohn, die selbst in Rente sind, zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen das Angebot. Sie bearbeiten neue Anfragen, für die es im Internet unter www.eva-stuttgart.de / Suchwort Leihgroßeltern einen Fragebogen gibt. Darin können Eltern Wünsche für die Leihoma oder den Leihopa angeben; sie können aber auch einfach anrufen. Mit Interessenten, die Leihoma oder -opa werden wollen, führt Heidi Bohn ein eingehendes Gespräch. Wenn es mit dem Ehrenamt klappt, hilft Wolfgang Bohn ihnen, Formulare auszufüllen, damit sie auch bei Unfällen und Haftpflichtschäden abgesichert sind. Alle Ehrenamtlichen müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis beantragen.
Unterstützt und getragen wird die Initiative durch eine Kooperation des treffpunkts 50plus und der eva. Der treffpunkt 50plus stellt Räume zur Verfügung, die Studienleiterin Gerda Müller hilft, Fortbildungen zu organisieren. Bei der eva unterstützt vor allem Günther Schwarz das ehrenamtliche Team, der viele Jahre Erfahrung mit Ehrenamtsprojekten hat.
Eine Stunde Betreuung durch eine Leihoma oder einen Leihopa kostet 8,50 Euro. Mit dem Betrag werden sowohl die Aufwandsentschädigungen der Ehrenamtlichen finanziert als auch Verwaltungsaufgaben und die Tätigkeit des ehrenamtlichen Organisationsteams.