Peter Gerecke und Axel Glühmann lösen Thomas Winterab
Stuttgart. Die „Dienste für Menschen in Armut, Wohnungsnot und Migration“ der Evangelischen Gesellschaft (eva) haben seit 1. Dezember eine neue Leitung: Peter Gerecke und Axel Glühmann sind gemeinsam für die eva-Hilfen für Menschen zuständig, die von Wohnungsnot bedroht oder überschuldet sind, die nach Deutschland geflüchtet sind oder als Migranten sozialen Rat benötigen. Die beiden leiten zehn Bereiche mit etwa 240 Mitarbeitenden. Ihr Vorgänger Thomas Winter ist nach 37 Jahren bei der eva, darunter 33 Jahren in der Leitung, Ende November in den Ruhestand gegangen. Er wurde jetzt bei einer Feier verabschiedet.
Thomas Winter hat schon zu Beginn seiner Arbeit bei der eva intensive Einblicke in das Leben wohnungsloser Menschen bekommen. Ab 1982 war er Sozialarbeiter in der Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose, von 1986 bis 2000 hat er das Immanuel-Grözinger-Haus in Stuttgart-Rot geleitet. Hier habe er „eine spannende Zeit mit vielen tiefgehenden Erlebnissen und viel Freude beim Weiterentwickeln der Einrichtung“ erlebt, sagt er. Schon damals habe er „ein ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit“ gezeigt, bescheinigte ihm beim Abschied Prof. Jürgen Armbruster, der als eva-Vorstand für die Abteilung zuständig ist.
Anschließend hat Winter den Fachbereich Persönliche Hilfe und Wohnen geleitet und war der erste Koordinator Wohnungsnotfallhilfe der eva für die Region Mitte/Nord. Seit April 2002 hat der Sozialarbeiter die Abteilung Dienste für Menschen in Armut, Wohnungsnot und Migration geleitet. In den vergangenen 17 Jahren ist diese Abteilung enorm gewachsen, die Zentrale Schuldnerberatung und das Internationale Beratungszentrum wurden 2015 integriert. Stuttgarts Sozialamtsleiter Stefan Spatz hat Winter dabei „immer höflich und zuvorkommend, blitzgescheit, ruhig und gelassen“ erlebt. Er habe vorausgedacht und -geplant und habe „fachlich viel drauf“ gehabt. Sein Wort habe gegolten, nicht nur in Stuttgart, sondern bundesweit.
Die hohe Anerkennung auf Bundesebene bestätigte Gabriele Kraft, Referentin Wohnungslosenhilfe der Diakonie Württemberg. Sie hat Thomas Winter, der viele Jahre in Fachverbänden der Diakonie Deutschland und der Diakonie Württemberg engagiert war, in der Gremienarbeit erlebt. Winter habe „die Wohnungslosenhilfe im Land stark geprägt“. Sie werde seine Art, „Dinge aufzugreifen und zu vertreten“, vermissen – und seinen Humor.
Dieser Humor wird auch Manfred Blocher vom Caritasverband für Stuttgart fehlen, der Thomas Winter für die AG Freie Träger Wohnungsnotfallhilfe Stuttgart für seine Arbeit dankte. „Die Stadt Stuttgart und die freien Träger haben ein Hilfesystem für wohnungslose Menschen geschaffen, das in Deutschland mit wenigen vergleichbar ist. Da hast du eine wichtige Rolle gespielt“, sagte Blocher zu Winter. „Wir werden dich in unseren Reihen vermissen – da spreche ich für alle Träger.“
„Es waren überwiegend aufregende, bunte, großartige 37 Jahre“, resümierte Thomas Winter, der zum Abschied bestätigte, dass „wir bei allem Ernst der Arbeit zum Lachen nie in den Keller gehen mussten“. Er sei stolz darauf gewesen, bei der eva zu arbeiten – einem Träger, der Haltungen biete. Er freue sich, dass seine „Wunschnachfolger“ nun den Stab übernehmen würden.
Beide neuen Abteilungsleiter sind mit dem Fachgebiet der Wohnungsnotfallhilfe bestens vertraut. Peter Gerecke war in diesem Bereich tätig, seit er 1990 zum Sozialdienst Wohnen der eva in Stuttgart kam, seit 1993 war er hier Bereichsleiter. Innerhalb der folgenden zwanzig Jahre baute er ihn zum größten ambulanten Dienst der eva-Wohnungsnotfallhilfe, den Ambulanten Diensten Mitte, aus. Seit 2012 gehört der Sozialarbeiter und Sozialpädagoge dem Fachausschuss Wohnen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe an. Seit März 2019 leitet er die Abteilung Dienste für Menschen in Armut und Wohnungsnot im Landkreis Esslingen; diese Aufgabe behält er bei. Für Peter Gerecke „zeichnet die eva ein wertschätzendes Miteinander aus, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht“.
Axel Glühmann, der zweite neue Abteilungsleiter, hat 1992 im Immanuel-Grözinger-Haus zu arbeiten begonnen – und ist bis heute dort geblieben. Seit dem Jahr 2000 war er stellvertretender Leiter des Wohnheims für alleinstehende Männer in sozialen Schwierigkeiten, seit 2013 leitet er es. Das klingt nach wenig Abwechslung, doch der Sozialpädagoge weiß es besser: Die Angebote in dem Heim mit heute 144 Bewohnern wurden immer mehr ausgeweitet; schon längere Zeit wird eine Tagesstruktur angeboten. Das Heim hat sich in den vergangenen Jahren in den Stadtteil hinein geöffnet: Nachbarn, Schüler und Kindergartenkinder begegnen den Bewohnern und machen Projekte auf dem Gelände. Für Axel Glühmann trifft der Slogan der eva sein Berufs-Ethos: Im Dienst. Am Nächsten.