Prof. Jürgen Armbruster ist mit einer Feier in den Ruhestand verabschiedet worden – Musik und Redebeiträge prominenter Weggefährten
Stuttgart. „Eigentlich wollte ich nur ein Jahr bleiben“, sagt Prof. Jürgen Armbruster rückblickend. Jetzt ist er nach über vierzig Jahren bei der Evangelischen Gesellschaft (eva) mit einem Gottesdienst und einer bewegenden Feier in den Ruhestand verabschiedet worden. Zuletzt war er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der eva und Geschäftsführer des Rudolf-Sophien-Stifts (RSS).
Jürgen Armbruster sei „sozusagen lebenslänglich bei der eva“ gewesen, sagte Prof. Ulli Arnold, der Aufsichtsratsvorsitzende des sozialen Trägers, augenzwinkernd bei der Abschiedsfeier. Initiativen und Bauprojekte hätten sein Wirken bei der eva gekennzeichnet: „Sie hinterlassen Spuren.“
Spuren nicht nur bei der eva, sondern auch im Leben von Menschen. Wie bei Landessozialminister Manne Lucha, der über 30 Jahre in der psychiatrischen Versorgung in der Region Bodensee-Oberschwaben gearbeitet hat und Jürgen Armbruster aus dieser Zeit kennt. Er sagte in seinem Grußwort: „Ich bin schon stolz, dass wir die Sozialpsychiatrischen Dienste miteinander modernisiert haben. Du hast diese Entwicklung mit einigen, die heute hier sind, maßgeblich mitgeprägt.“ Für die Entwicklungen in der Sozialpsychiatrie habe Armbruster wichtige theoretische Grundlagen eingebracht.
Fachlichkeit, Fleiß und Spiritualität
Die hohe Fachlichkeit des scheidenden Vorstands hat auch Prof. Annette Noller, die Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, beeindruckt. Sie kennt Armbruster schon aus ihrer gemeinsamen Zeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Neben der Fachlichkeit würden „Fleiß und Netzwerkarbeit“ und seine Spiritualität den Sozialpädagogen auszeichnen. „Ich habe dir immer angemerkt, dass du die Dinge aus Freude getan hast“, sagte sie, als sie ihm für seine langjährige Tätigkeit die Ehren-Urkunde der Diakonie Deutschland überreichte.
„Jürgen Armbruster geht es bis heute darum, dass psychisch kranke Menschen so viel Teilhabe wie möglich und so viel Unterstützung wie nötig erfahren“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der eva, Pfarrer Klaus Käpplinger. Ziel sei, so vielen Menschen wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Selbstbestimmung: Das sei ihm auch in seinen verschiedenen Leitungsfunktionen wichtig gewesen, erklärte Armbruster in einem Gespräch mit Prof. Wolf Ritscher: „Wichtig ist, förderliche Bedingungen zu schaffen und einen schützenden Rahmen zu geben.“ Das gelte nicht nur in der Gemeindepsychiatrie, sondern auch beim „postheroischen Management“: „Mir ging es immer darum, den Teams ein hohes Maß an Gestaltungsmöglichkeiten zu geben mit dem Kompass, wohin wir wollen.“
Wolf Ritscher war ein enger Freund des im Oktober 2022 verstorbenen Prof. Jochen Schweitzer. Mit ihm hatte Armbruster vor einigen Monaten ein Fachgespräch geführt, das auf Video aufgezeichnet und online gestellt wurde.
Kunst zum Abschied
Neben dem Gottesdienst und Rede-Beiträgen wurde die Feier zum Abschied von Jürgen Armbruster von Musik geprägt. Zu den modernen Liedern im Gottesdienst kam ein Flashmob während der Feier: Leitungskräfte und Mitarbeitende aus seinem Vorstandsbereich bei der eva und vom RSS sangen gemeinsam mit dem Chor „Rahmenlos und frei“ der Vesperkirche und versprachen, dass das Leben „mit 66 Jahren“ erst so richtig anfange.
Musik wird Jürgen Armbruster auch im Ruhestand begleiten. Er besucht zusammen mit seiner Frau Sylvia gerne Jazz-Konzerte, „mindestens zweimal im Jahr sind wir bei einem Konzert von Patrick Bebelaar“. Der Jazz-Pianist, der 2000 mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, gestaltete die Abschiedsfeier mit fulminanter Musik auf dem Flügel mit. Das Ehepaar Armbruster kann Patrick Bebelaar künftig auch zu Hause sehen – oder doch zumindest ein Bild von ihm. Denn auch Rudolf Koppa, der im Kreis des RSS wirkt, liebt Jazzmusik und porträtiert deren Interpreten. Sein Gemälde von Patrick Bebelaar, das Abschiedsgeschenk der eva an Jürgen Armbruster, wurde von Klaus Käpplinger überreicht. (uli)