Stuttgart. Die Liga der Wohlfahrtspflege in Stuttgart, der Zusammenschluss von sozialen Wohlfahrtsorganisationen und Kirchen in Stuttgart, hat einen neuen Sprecher. Für die nächsten zwei Jahre übernimmt der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Gesellschaft (eva), Pfarrer Heinz Gerstlauer, diese Funktion vom Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Friedhelm Nöh. Gerstlauer leitet seit 1995 die eva, die als großer diakonischer Träger mit etwa 1200 Mitarbeitenden und mehr als 900 Ehrenamtlichen in vielen sozialen Feldern aktiv ist.
Der scheidende Liga-Sprecher Friedhelm Nöh beschreibt die vergangenen beiden Jahre als Zeiten großer Herausforderungen für die soziale Arbeit in Stuttgart: Vieles sei im Schulterschluss zwischen Stadt und Freien Trägern gelungen, wie der Ausbau der Kinder- und der Schulkindbetreuung. Allerdings gebe es auch Probleme der Freien Träger in der Kooperation mit der Stadt: Bei der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen müssten Stadt und Freie Träger in einen ernsten Dialog treten. Der Gemeinderat hatte im Rahmen der Haushaltsplanberatungen beschlossen, die Personalressourcen in diesem Bereich nicht aufzustocken, wie es die Verwaltung vorgeschlagen hatte. Dabei würde hier dringend mehr Personal benötigt, so Nöh. Er sieht das Verhältnis zwischen Stadt und Wohlfahrtspflege stark belastet: „Hier muss es einen Neuanfang geben. Ohne die Träger der Wohlfahrtspflege kann Stuttgart diese große Herausforderung nicht schaffen.“
Deshalb will die Liga 2016 einen Schwerpunkt beim Thema Integration und Betreuung von Flüchtlingen in Stuttgart setzen. Dafür will sie auf die Politik und die Verwaltung zugehen. „Eine gute Grundlage dafür ist, dass die Wohlfahrtspflege in die städtische ‚Task Force‘ eingebunden wird“, so der neue Liga-Sprecher Heinz Gerstlauer.
Die Liga will sich auch bei einem anderen Schwerpunkt des Oberbürgermeisters einbringen. „OB Kuhn hat der Stadtgesellschaft zugesagt, die Wohnungsproblematik zu entlasten. Das betrifft insbesondere auch die ärmeren Menschen in Stuttgart. Auch wir Liga-Träger finden kaum mehr Lösungen, sozial belastete Menschen unterzubringen. Das Bündnis für Wohnen muss diese Bedarfe dringend stärker berücksichtigen“, so der neue Liga-Sprecher Heinz Gerstlauer.