Abteilungsleiter Günther Zeltner geht nach über 36 Jahren bei der eva in Ruhestand
Mehr als 36 Jahre lang war die Evangelische Gesellschaft (eva) ein wichtiger Teil seines Lebens; er selbst hat die Entwicklung des diakonischen Trägers in dieser Zeit stark beeinflusst. Zum 30. September 2014 geht Günther Zeltner, der Abteilungsleiter der Dienste für Prävention, Beratung und Behandlung der eva, in Ruhestand.
Als Günther Zeltner am 1. April 1978 zur eva kam, arbeitete er als Psychologe in der Suchtberatung, die die eva kurz zuvor vom Landesverband der Diakonie übernommen hatte. Wenige Monate später wählte das Team Zeltner zum neuen Leiter – obwohl er der Jüngste war. „Diese Phase im Suchtbereich war äußerst spannend, alles musste neu entwickelt werden“, erinnert er sich heute. „Außerdem gab es eine riesige Nachfrage mit langen Wartezeiten.“ Das hat ihn und seine weitere Arbeit bei der eva geprägt. „Not macht erfinderisch, sie schafft Kreativität“, sagt Zeltner.
Die hohe Zahl an Suchtkranken, die sich beraten lassen wollten, und die chronische Unterfinanzierung durch die Kostenträger hätten zum einen dazu geführt, Ehrenamtliche stärker einzubeziehen, ihnen eine wichtige Rolle bei der Beratung zu geben. Zum anderen entwickelte die Suchtberatung viele Gruppen und auch kostenpflichtige Angebote, die bis heute zur Finanzierung beitragen: Dazu gehörten Kurse für Menschen, denen wegen Alkoholkonsums der Führerschein entzogen wurde, oder betriebliche Suchtprävention mit Seminaren in Betrieben, die 1979 mit der Oberpostdirektion Stuttgart begannen und später auf andere Firmen wie IBM, Bosch und Trumpf ausgeweitet wurden.
Suchtberatung für Glücksspieler aufgebaut
In diakonischen Kreisen umstritten war das Engagement der eva-Suchtberatung im Glücksspielbereich, das Zeltner mit seinen Mitarbeitenden ab 1999 aufgebaut hat, um suchtkranke Spieler zu schützen. Hier hat die eva zunächst mit den Spielbanken kooperiert, später auch mit Toto-Lotto, inzwischen auch mit Spielhallen-Betreibern. Inzwischen ist diese Zusammenarbeit im baden-württembergischen Landesglücksspielgesetz vorgesehen und wird auch von anderen Suchtberatungsstellen angeboten.
Seit 2003 ist Zeltner Abteilungsleiter der Dienste für Prävention, Beratung und Behandlung. Damit ist er verantwortlich für die Aidsberatung, das Beratungs- und Behandlungszentrum Sucht, die betriebliche Sozialberatung, das Internationale Beratungszentrum, die Schwangerenberatung, die Telefonseelsorge sowie die Zentrale Schuldnerberatung. Hier arbeiten insgesamt 64 Fachkräfte.
Auch außerhalb der eva ist Zeltner kein Unbekannter: Er war in den neunziger Jahren acht Jahre lang Vorsitzender des Fachverbands Sucht bei der Diakonie Württemberg. Ab 2005 hat er gemeinsam mit anderen Stuttgarter Trägern den Suchthilfeverbund entwickelt; bei diesem Verbund ist er bis zu seinem Ruhestand Sprecher.
Zusammenarbeit verschiedener Arbeitsfelder gefördert
„Ich bin trotz anstrengender Phasen immer gerne zur Arbeit gekommen“, bilanziert der Psychologe heute. „Hier hatte ich immer das Gefühl, willkommen zu sein, etwas gestalten zu können, ich habe mich immer auf die Menschen hier gefreut.“ In seiner Zeit als Abteilungsleiter hat er systematisch die Zusammenarbeit verschiedener Arbeitsfelder gefördert, beispielsweise zwischen Aidsberatung und Schwangerenberatung oder zwischen Altenhilfe und Internationalem Beratungszentrum. Dadurch konnten Klienten der eva besser beraten werden, ohne zwischen unterschiedlichen Stellen hin- und herwechseln zu müssen.
Wichtig war für Zeltner während seines Berufslebens auch immer sein Glaube. Seit vielen Jahren fahren die Mitarbeitenden der Abteilung gemeinsam nach Taizé; Zeltner hat mit mehreren theologischen Referenten „Seminare für Geist und Seele“ für Mitarbeitende der eva durchgeführt, bei denen Bibeltexte theologisch und psychologisch untersucht und interpretiert wurden.
Seinen Ruhestand möchte Zeltner dazu nutzen, herauszufinden, was es neben Effizienz noch für ihn gibt: „Ich bin sehr gespannt, ob ich eine Rolle finden werde, die nichts mit der Arbeit zu tun hat“. Ganz lässt er das Arbeiten allerdings nicht sein: Er wird sich weiterhin daran beteiligen, im Glücksspielbereich ein bundesweites Verbraucherschutzkonzept zu entwickeln, wird Seminare und Workshops zur Suchtprävention für Glücksspielanbieter durchführen. Daneben will er in der Kantorei seines Wohnortes Ditzingen seinen Tenor hören lassen und vielleicht – neben Klavier, Trommeln und dem afrikanischen Saiten-Instrument Berimbau, die er schon spielt – ein weiteres Musikinstrument erlernen.