Beim Treff Sozialarbeit haben Bildungsträger ihre Qualifizierungs-Angebote vorgestellt
Stuttgart. Der Fachkräftemangel hat die Sozialunternehmen längst erreicht. Regelmäßige Fortbildungen sind ein wichtiger Baustein in der Personalentwicklung, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Beim Treff Sozialarbeit der Evangelischen Gesellschaft (eva) am 24. Februar haben Bildungsträger ihre Angebote zur berufsbegleitenden Qualifizierung vorgestellt.
Als Sabine Henniger 1986 ihr Studium der Sozialpädagogik abgeschlossen hatte, gab es nur wenige Stellenangebote. Die Situation hat sich gänzlich gedreht: Mittlerweile dauert es oft lange, bis offene Stellen besetzt werden können. Sabine Henniger hat damals schnell eine Arbeit in einer Wohngruppe für Mädchen gefunden, stieg mit Mitte zwanzig schon zur stellvertretenden Heimleiterin auf und leitet heute bei der eva die Abteilung „Dienste für junge Menschen“. Ein guter Start für Mitarbeitende in ihrem Bereich ist ihr wichtig. Die Neuen werden deshalb in zehn Einheiten à drei Stunden dabei begleitet, sich in den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe einzuarbeiten.
Praxisorientierte Inhalte sind wichtig
In den Modulen geht es darum, dass sich die Mitarbeitenden untereinander vernetzen und sich fachlich weiterbilden. Aber auch darum, sich mit den zentralen Werten der eva zu identifizieren. „Es kommt gut an, dass unser Vorstand Klaus Käpplinger persönlich dieses Werte-Modul leitet“, sagt die Abteilungsleiterin.
Wie wichtig es ist, dass Stellen mit qualifizierten Mitarbeitenden besetzt werden, hat Arndt Montag vom Weiterbildungsinstitut „fobi: aktiv“ beim Treff Sozialarbeit dargestellt. Mitarbeitende, denen wichtige Kompetenzen fehlen, fühlten sich selbst nicht wohl an ihrem Arbeitsplatz und könnten zudem das ganze Team in Mitleidenschaft ziehen – was weitere Kündigungen nach sich ziehen kann, so Montag. Umso wichtiger sei es, mit Fortbildungen die Mitarbeitenden in ihrem Tun zu unterstützen. Unter dem Motto „Rückenwind für engagierte Fachkräfte“ bietet das Institut praxisorientierte Inhalte an, die als Seminare direkt vor Ort bei den jeweiligen Sozialunternehmen oder digital am Bildschirm stattfinden. Das Angebot umfasst Themen wie Traumapädagogik, systemische Beratung oder videobasierte Beratung. „Alles, was wirkt“, beschreibt Montag das Portfolio von fobi: aktiv.
Duale Hochschule bietet in Masterprogrammen Module an
Im großen Markt der Fortbildungen und Qualifizierungen für Beschäftigte in der Sozialarbeit ist auch die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) dabei. Professor Paul-Stefan Roß vom Fachbereich Sozialwesen hält insbesondere das Bausteinsystem, das die DHBW anbietet, für ein Erfolgsmodell. Hier können Interessierte, die einen Bachelor-Abschluss haben, innerhalb der vier Masterprogramme einzelne Module buchen, für die sie ein Zertifikat bekommen. Sollten sie sich später entschließen, ein komplettes berufsbegleitendes Masterstudium zu absolvieren, etwa im Bereich Sozialplanung oder Governance, werden diese Module angerechnet und verkürzen das Studium.
Wer sich für einen berufsbegleitenden Masterstudiengang entscheidet, dem rät Roß, die Arbeitszeit für die Studiendauer zu reduzieren. „Wir sind aber für offen für andere Lösungen, wenn jemand das nicht kann und mehr als vier Semester braucht, um das Studium abzuschließen“, sagt der Wissenschaftler.
Bei der Kompetenzwerkstatt der eva sind in dem noch jungen Jahr 2022 bislang schon 600 Anmeldungen zu Fortbildungen eingegangen. Allerdings wird der Fachkräftemangel auch hier immer mal wieder zum Querschläger: Wenn in einem knapp besetzten Team Krankheitsausfälle hinzukommen, wird es mit der Freistellung für die geplante Weiterbildung schwierig.
(ds)