„Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ hieß es im vergangenen Jahr bei einem Ausstellungsprojekt der Diakonie Deutschland, bei dem auch die eva beteiligt war. Im Zuge dessen hat sich eine Gruppe der eva-Ganztagsbetreuung an der Elise-von-König-Schule in S-Münster dem Thema „Ausgrenzung widerstehen – Vielfalt gestalten“ gewidmet. Sechs Mädchen und Jungen haben sich Gedanken übers Anderssein gemacht und sie aufgeschrieben. Hier ein Auszug der entstandenen Texte.
Es war einmal ein Mädchen. Das Mädchen war ein bisschen anders, als die anderen aus ihrer Klasse. Es hieß Clara. Clara war ein bisschen breiter, als die anderen und deswegen wollten die anderen nichts mit ihr zu tun haben. Clara schämte sich dafür, dass sie breiter war. Und aus Frust aß sie immer und immer mehr, und sie wurde deswegen immer breiter.
Irgendwann passten ihr keine Hosen mehr. Deswegen konnte sie nur noch kaputte Jogginghosen und schmuddelige Pullover anziehen. Als sie eines Tages in der Pause ein Mädchen traf, das sie ansprach und froh war, dass nicht nur sie, sondern auch Clara nicht auf das Aussehen achtete, sondern auf das, was man ist, auf das Innere.
Sie unterhielten sich eine Weile und verstanden sich sehr gut. Das Mädchen hieß Laura. Clara und Laura wurden tolle Freunde. Laura motivierte Clara, etwas abzunehmen und Laura sagte immer wieder „Lass dich nicht von anderen ärgern!“. Clara hörte darauf und nach circa zwei Monaten war Clara dünner geworden.
Und sie wurde nicht mehr ausgeschlossen. Nesrina, Klasse 6
Peter wird von den anderen Kindern aus seine Klasse ausgegrenzt. Alle Kinder spielen mit dem Handy und er hat dazu keine Lust. Als alle Kinder sich treffen wollten, um ihren Interessen freien Lauf zu lassen, wurde er von den andern verachtet.
Am nächsten Tag ging er mit einem schlechten Gefühl in die Schule. In der U-Bahn wurde er von seinen Mitschülern mit Müll beworfen und als er ausstieg, wurde er auf den Boden gestoßen. Seine Schultaschen wurden ausgeschüttet und sein Schulbrot in den Müll geworfen.
Nach drei Wochen wollten sich die anderen nochmal treffen. Als Peter dazu kam wurde er ignoriert.
Am nächsten Tag redete er mit der Lehrerin darüber und seitdem wird er nicht mehr gehänselt und wird respektiert.
Kevin, Klasse 6
Ich spiele gerne mit Lara und Sara. Wir klettern oder spielen zusammen. Gute Freunde!
Oft spielen auch andere mit, aber keine wirklich lang. Heute spielt eine Violeta mit. Sie ist nett, aber versucht mich auszugrenzen. Lara tut nichts dagegen und behauptet, dass sie nett ist!
Heute habe ich ihr gesagt, dass ich nicht mehr mitmache. Und was macht sie? Sie sagt, dass es ihr egal ist! Ja, jetzt stehe ich alleine da. Am nächsten Tag würdigt sie mich keines Blickes. Ich sitze in der kleinen Pause am Klettergerüst, da kommt Violeta und geht einfach vorbei.
Das sind keine richtigen Freunde.
Charlotte, Klasse 3
Es war einmal ein kleiner Junge. Der Junge hieß Tom und war auf einer Realschule. Tom war elf Jahre alt und in der fünften Klasse.Er war erst seit einem halben Jahr auf der Schule und hatte es nicht gerade leicht. In seiner Klasse waren 21 andere Kinder.Anfangs ging er gerne zur Schule. Seine Mutter war alleinerziehend und hatte es auch nicht leicht, weil sie bei der Post arbeitete und nicht sehr viel verdiente. Der Junge hatte keine Markenklamotten, was ihm völlig egal war. Doch dann ab der 5. Klasse wurde das alles schlimmer. Die anderen Kinder hatten alle teure Schuhe und er hatte Schuhe die keine Marke hatten, die niemand kannte.
Es waren erst zwei oder drei Kinder, die ihn damit genervt hatten. Es waren die besten Freundinnen, die sehr reich waren. Sie hatten teure neue Schuhe, Leggings und Sportjacken. Toms Klamotten waren von Flohmarkt.Erst waren es ja nur zwei oder drei Kinder, doch mit der Zeit wurden es immer mehr Kinder, die ihn mobbten, und immer weniger, die ihn mochten. Nach circa vier Monaten wurde er auch von seinen Freunden gemobbt und er hatte niemanden mehr. Er kam immer seltener zur Schule und schwänzte auch. Bei den LZKs fehlte er und gelernt hat er auch nicht mehr. Im Halbjahr hatte er nur schlechte Noten, nur Dreier, Vierer und auch Fünfer.
Da war seine Mutter enttäuscht und hat mit ihm geschimpft, weil sie noch nicht wusste, dass er gemobbt wird. Seine Mutter wollte, dass er die Klasse wiederholt, doch Tom wollte das nicht. Seine Mutter sagte, wenn seine Noten nicht besser werden und er auch nicht wiederholen möchte, müsste er die Schule wechseln. Tom hatte nichts dagegen, ihm war es recht. Noch im Halbjahr wechselte er und kam in eine Klasse mit neunzehn anderen Kindern. Die Klasse war ganz nett und auf den ersten Eindruck auch nicht so asozial. Er war willkommen, doch als er erzählt hat, warum er gewechselt hat, haben alle Kinder, bis auf Fritz, sich drüber lustig gemacht und gesagt, dass er arm ist und wahrscheinlich auf der Straße lebt. Fritz fand es aber okay, dass er nicht so viel Geld hat und mochte Tom. Er wurde weiter gemobbt von allen, bis auf Fritz, der zu ihm hielt. Seine Noten wurden ein bisschen besser und nur, weil er wenigsten ein Freund hatte.
Es verging wieder viel Zeit und die Lehrer merkten auch, dass Tom ausgeschlossen wird. Die Klassenlehrerin setzte sich mit der ganze Klasse zusammen und Tom durfte alles erzählen, warum er keine Freunde, Markenklamotten und teure Sachen hat. Die Kinder haben Tom verstanden und es gab zwar immer noch Kinder, die ihn nicht mochten, aber er wurde nicht mehr ausgeschlossen. Tom kam wieder gerne zur Schule und schrieb auch bessere Noten. Er erzählte seiner Mutter alles und sie meinte auch, dass er vielleicht Markenklamotten haben könnte, wenn sie es sich leisten kann. Seine Mutter hat ihren Job gewechselt und ist jetzt Verkäuferin. Sie verdient mehr und Tom bekommt auch Taschengeld und trägt keine Sachen vom Flohmarkt. Fritz blieb weiterhin sein bester Freund.
Sina, Klasse 6
Lena sitzt auf einem Stuhl. Da kommt Sila. „Hallo Lena.“„ Hey Sila, welche Note hast du eigentlich...“ Plötzlich schubsen Maya und Bella Sila weg und sagen: „Hey, das ist unsere Freundin!“ Sila antwortet: „Aber Lena und ich wollten spielen!“ Und Lena sagt: „Nein, ich spiele lieber mit meinen Freunden.“
Charlotte, Klasse 3
An einem Tag im Klassenzimmer gab es einen Vorfall mit einem Jungen, Jonas. Er war homosexuell und sprach es an diesem Tag laut in der Klasse aus, weil er es nicht mehr aushalten konnte.
Die Klasse akzeptierte es leider nicht und schloss ihn aus. Seine lesbische Freundin verstand ihn gut. Sie fand es aber schade, dass es seine Klasse nicht akzeptieren konnte. Die Klasse fand ihn unmännlich und unnatürlich. Er verfiel in Kummer, saß alleine auf der Bank und aß sein Butterbrot. In der nächsten Pause versuchte er, Freunde zu finden. Er ging zu ein paar Jungs und fragte, ob er mit ihnen zocken dürfte, doch sie sagten: „Du bist unmännlich, verpiss dich!“ Er weinte und rannte weg. Er rannte versehentlich gegen einen Jungen. Der Junge half ihm hoch und lächelte ihn an. Der homosexuelle Jonas entschuldigte sich und rannte weg.
Am nächsten Tag suchte der Junge nach Jonas. Der Junge erklärte ihm, dass er auch homosexuell ist und sie befreundeten sich. Jonas war sehr glücklich, dass er einen Freund gefunden hatte. Sie waren jeden Tag zusammen, auch wenn beide ausgegrenzt wurden. Sie waren glücklich zusammen. Irgendwann verliebten sie sich und kamen zusammen. Und sie waren glücklich!
Lilien, Klasse 6