Immanuel-Grözinger-Haus der eva eröffnet das Nachbarschaftscafé „Café TaS“
In Stuttgart-Rot gibt es ab sofort einen neuen Treffpunkt: das Café TaS des Immanuel-Grözinger-Hauses (IGH) in der Böckinger Straße 9. Es soll ein Ort der Begegnung sein, an dem die Bewohner des Männerwohnheims und Bürger aus dem Stadtteil miteinander ins Gespräch kommen. In der Einrichtung der Evangelischen Gesellschaft (eva) leben 144 alleinstehende Männer mit sozialen Schwierigkeiten. Sie werden den Betrieb des Cafés maßgeblich selbst organisieren und ihren Gästen Kaffee, selbst gebackenen Kuchen und frisch gepresste Säfte aus der hauseigenen Gärtnerei anbieten. „Wir haben seit 50 Jahren sehr gute Kontakte zu unserer Nachbarschaft“, sagte Axel Glühmann, Leiter des IGH, bei der Eröffnung am 27. Mai. „Das neue Café wird das Miteinander hier im Stadtteil noch weiter stärken.“
Immer dienstags von 14 bis 17 Uhr wird das Café TaS nun geöffnet sein. „Wir fangen erstmal klein an und schauen dann, wie unser Angebot angenommen wird“, so Glühmann. Die Gäste können hier nicht nur Kaffee trinken, sondern auch handgefertigte Produkte gegen eine Spende erwerben: zum Beispiel Obst- und Gemüsesäfte, Honig, Deko- und Gebrauchsgegenstände aus Holz, Wachs oder Filz. Der Name des neuen Cafés erinnert nicht nur an eine Kaffeetasse, er verrät auch, was hinter dem Projekt steckt: TaS steht für tagesstrukturierende Beschäftigung – ein wichtiger Baustein im Angebot des IGH. Die Männer, die hier leben, waren zuvor meist wohnungslos. Viele sind gesundheitlich angeschlagen, manche sind suchtkrank oder haben einen problematischen Umgang mit Alkohol. Im neuen Café TaS finden sie – genauso wie in der hauseigenen Gärtnerei, der Werkstatt oder der Hauswirtschaft – eine sinnvolle Beschäftigung. Unterstützt werden sie dabei von den hauptamtlichen Mitarbeitenden und engagierten Ehrenamtlichen. Ziel ist es, die Ressourcen der Bewohner zu aktivieren und deren Selbstständigkeit zu fördern.
Schon im Vorfeld haben viele Bewohner kräftig mit angepackt, um die Idee des Café TaS umzusetzen. Denn nachdem das IGH das kleine Haus auf dem Gärtnerei-Gelände Ende 2012 gepachtet hatte, musste es zunächst grundlegend saniert werden. „Die Wände waren nass, das Dach hatte Löcher“, sagte Glühmann. Immer wieder seien weitere bauliche Mängel zum Vorschein gekommen. Doch davon haben sich weder Bewohner noch Mitarbeitende entmutigen lassen. Jeder half dort, wo er konnte. Gemeinsam haben sie das Dach ausgebessert und die feuchten Mauern trockengelegt. „Bei den Arbeiten haben unsere Bewohner ganz viele vergessene Fähigkeiten wiederentdeckt“, sagte Markus Vordermeier, der als Mitarbeiter des IGH die Sanierung begleitet hat. Unterstützt wurde das Projekt auch durch eva’s Stiftung, die die Materialkosten und die professionelle Installation der Elektrik- und Gasanschlüsse finanziert hat.
Auch nach der offiziellen Eröffnung ist das Café TaS noch nicht fertig – und das ganz bewusst. „Wir wollen hier noch vieles bewegen und unser Café weiter verschönern und erweitern“, so Vordermeier. Es ist beispielsweise geplant, im hinteren Raum eine komplette Küche einzubauen. Dann können die Männer des IGH das Obst aus der eigenen Gärtnerei direkt vor Ort zu Marmelade zu verarbeiten. Auch Workshops und andere Veranstaltungen sollen im Café TaS stattfinden. Denn: „Hier leben lauter Männer, die vor Ideen sprühen“, so Glühmann. Das urige Café in der Böckinger Straße 9 mit den bunten Mosaiktischen – selbstverständlich selbst hergestellt – ist der beste Beweis dafür.