Am 28. April war es wieder so weit: Nach der letzten schriftlichen Abschlussprüfung haben zahlreiche Realschüler aus der Landeshauptstadt und der ganzen Region Stuttgart den sogenannten „Realschultag“ auf dem Cannstatter Wasen gefeiert. Wie in den vergangenen Jahren war die Mobile Jugendarbeit Stuttgart an diesem Tag unterwegs: Zehn Mitarbeitende und drei Leitungskräfte des Caritasverbandes und der Evangelischen Gesellschaft (eva) haben dazu beigetragen, dass das Feiern der Jugendlichen nicht allzu exzessive Folgen hatte.
Bereits ab 10.30 Uhr strömten die Schülerinnen und Schüler auf den Wasen, um im Bierzelt ‚Grandl‘ ihre letzte Prüfung zu feiern. Dieses Zelt öffnet als einziges seine Pforten für unter 18-Jährige. Die Jugendlichen wissen, dass sie das Zelt ab 16 Uhr für die abendlichen Reservierungen wieder räumen müssen. Also geht es für sie darum, innerhalb möglichst kurzer Zeit in Feierstimmung zu kommen.
Die nüchternen Zahlen des Einsatzes der Mobilen Jugendarbeit belegen, dass die Realschüler kräftig gefeiert haben: Die Sozialarbeiter der Mobilen haben 15 Jugendliche mit Kotztüten und Wasser versorgt und geklärt, wie sie nach Hause kommen: Dazu haben sie mit den Kumpels der jeweiligen Klasse besprochen, wer den Jugendlichen verlässlich nach Hause begleitet. Dreimal holten die Mobilen die Rettungskräfte oder brachten einen Jugendlichen selbst zur Erstversorgung in die DRK-Station.
Im Vergleich zu den Vorjahren war dies für die Mobile Jugendarbeit allerdings „fast schon ein ruhiger Nachmittag“, sagt eva-Bereichsleiter Klausjürgen Mauch, der als Leitungskraft dabei war. Insgesamt konnten er und seine Kollegen beobachten, dass deutlich weniger Jugendliche als in den Vorjahren über die Maßen Alkohol konsumierten.
Das Zusammenspiel mit der Polizei, den Rettungskräften des DRK und den Mitarbeitern der Security-Dienste funktionierte hervorragend, so das Fazit der sozialen Fachkräfte. In den wenigen Fällen, bei denen die Sicherheitskräfte eingreifen mussten, gingen diese sehr besonnen und deeskalierend vor.Ebenfalls aktiv waren die Kollegen der Mobilen Jugendarbeit aus dem Landkreis Böblingen, die ‚ihre’ Jugendlichen abends an den S-Bahnhöfen in Empfang nahmen. Für zwei Jugendliche aus Leonberg konnten die Sozialarbeiter sogar eine „Übergabe“ organisieren: Mit Zustimmung der Jugendlichen informierten die Stuttgarter Mobilen ihre Kollegen aus Leonberg, so dass diese die beiden an deren Heimatbahnhof sicher „in Empfang“ nehmen konnten.
Und noch etwas fiel den Sozialarbeitern im direkten Vergleich zu den Vorjahren positiv auf: Nach der Zelträumung lagen nicht mehr reihenweise sturzbetrunkene Jugendliche vor dem Zelt, die versorgt werden mussten. Dies war sicher auch auf die kühlen Temperaturen zurückzuführen.
Ob dieses Feier-Event tatsächlich sein muss? Darüber diskutierten die Fachkräfte auch diesmal nicht nur untereinander, sondern auch mit benachbarten Standbetreibern, die diese Form des organisierten Massenbesäufnisses von Jugendlichen kritisch sehen.
Noch bevor die Jugendlichen das Zelt geräumt hatten, bildeten sich davor schon wieder lange Schlangen mit den nächsten Gästen: Erwachsene, die es den Schülern gleichtaten: dieselben Partyhits zum Mitgrölen, Tanz auf den Bänken und Alkohol ohne Ende.