Schwangerschaftsberatung findet gerade vor allem telefonisch statt – die Corona-Pandemie bringt für manche Schwangere Unsicherheiten mit sich
Stuttgart. Wenn eine Frau schwanger wird und unsicher ist, ob sie das Kind in ihrer momentanen Situation zur Welt bringen kann, ist das immer eine sehr belastende Situation. Die Corona-Pandemie bringt für manche Frauen weitere Unsicherheiten mit sich. Auch die Beratung für Frauen, die sich im Schwangerschaftskonflikt befinden, hat sich durch Abstands-Regelungen verändert. Plötzlich sind Dinge möglich, die vor der Corona-Pandemie nicht denkbar waren: Die Schwangerschafts-Konfliktberatung darf nun auch am Telefon und per E-Mail durchgeführt werden – im Moment vom Sozialministerium befristet bis 14. Juni. Am Umgang mit den sensiblen Daten hat das nichts verändert.
Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle für Schwangere der Evangelischen Gesellschaft (eva) beraten seit mehreren Wochen vor allem am Telefon. Eine Beratung per E-Mail, die im Schwangerschaftskonflikt während der Corona-Pandemie ebenfalls erlaubt ist, nutzen Schwangere eher bei allgemeinen Fragen und in der Schwangeren-Hilfeberatung. Die Frauen, bei denen die Schwangerschaft Ängste auslöst, möchten direkt über ihre Gefühle sprechen.
„Am Telefon sind viele rasch sehr offen“, berichtet Gertrud Höld, die Leiterin der Beratungsstelle. „Allerdings sehen wir die Mimik und die Körpersprache nicht. Deshalb fragen meine Kolleginnen und ich öfter mal nach, um sicher zu sein, wie die Frau etwas gemeint hat.“ In Einzelfällen gibt es Präsenz-Beratungen im Haus der Diakonie der eva – wenn die Schwangere zum Beispiel schlecht hört oder zu Hause nicht allein telefonieren kann, weil ihre Familie immer im Raum ist. Oder auch, wenn sie eine Dolmetscherin benötigt. Beraten wird dann jeweils in einem großen Raum mit Sicherheitsabstand und Schutzmasken; Dolmetscherinnen werden telefonisch zugeschaltet. Da nur zwei Personen anwesend sein dürfen, können Partner nicht dabei sein. „Das bedauern wir, denn normalerweise begrüßen wir, wenn die Väter zum Gespräch mitkommen“, sagt die Beraterin.
Manche der Frauen, die sich melden, befürchten, ihr Kind könnte mit Corona infiziert werden, wenn sie selbst sich infizieren würden. „Bisher gibt es keine Hinweise, dass Säuglinge sich bei der Geburt angesteckt hätten“, kann Gertrud Höld beruhigen. Zugenommen hat auch die Unsicherheit schwangerer Frauen im Hinblick auf ihre Finanzen. Manche sind in Kurzarbeit, andere haben Angst davor, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. „Wir informieren die Frauen über Hilfe-Möglichkeiten. Ihre Entscheidung treffen sie dann selbst – eigenverantwortlich und so, dass diese auch nach einem möglichen Abbruch für sie tragfähig ist“, so die Sozialarbeiterin. Den Beratungsschein erhalten die Schwangeren je nach Wunsch per Post oder verschlüsselt in einer E-Mail; wenn sie wollen, können sie die Bescheinigung auch persönlich abholen. Ob sie die Schwangerschaft dann abbrechen lassen oder sich für das Kind entscheiden: Die Beratungsstelle ist auf Wunsch weiter für sie da. (uli)