Die Stadtmission der eva und ihr diakonischer Arbeitsalltag in Coronazeiten
Stuttgart-Mitte. Das Mittagessensangebot eva’s Tisch, die Wärmestube, der offene Sonntag – das sind die Tagesstätten-Angebote der Stadtmission der Evangelischen Gesellschaft (eva), die sie im Auftrag der Stadt Stuttgart anbietet. Heißt im praktischen Arbeitsalltag: „Wir begleiten Menschen, geben ihnen Ansprache und einen täglichen Aufenthaltsort“, so Birgit Auer, die Leiterin der Stadtmission. Nun aber sind Coronazeiten, seit Monaten und sicher noch einige länger. Was bedeutet das für die Stadtmissionsarbeit? Wie sieht diakonisches Leben in dieser Zeit aus? Wie können Angebote, die auf Begegnung, auf Nähe, auf Zusammensein und gemeinschaftlichem Essen gründen in Zeiten gemacht werden, die Abstand, Sicherheit und Begrenzungen erfordern? „Es ist stark herausfordernd“, sagt Auer.
„Wir können nicht jedem eine offene Tür anbieten, weil wir nicht den Raum haben.“ Die Wärmestube an der Büchsenstraße kann seit Pandemiebeginn keine Tagesstätte mehr sein. Zum Duschen dürfen Einzelne hinein. Ihr „Wohnzimmer“ aber ist für die Besucher zwangsweise geschlossen. „Sie sind einsam“, so Auer. Umso wichtiger, zu bieten, was geht. So wurde das Mittagessensangebot eva’s Tisch stets fortgeführt – zunächst in Form von Essen zum Mitnehmen, mittlerweile zusätzlich auch wieder unter speziellen Coronabedingungen im Saal des Hauses der Diakonie nebenan. Seit Juli kann auch wieder der „offene Sonntag“ stattfinden, als To-go-Variante: es gibt etwas zu essen zum Mitnehmen, dazu Musik vom Dach oder Geschichten to go – ebenfalls wichtig, „weil der Mensch nicht nur aus Magen besteht, sondern auch aus Seele“, so Auer. Und Anfang Oktober wurde eine alternative Wärmestube im Saal des Hauses der Diakonie eingerichtet, zweimal in der Woche nachmittags für zwei Stunden, zum Aufwärmen, aber auch, um irgendwie noch Gemeinschaft geben zu können. Da sein, mit Abstand und Maske, aber mit offenem Ohr. „Die Menschen nehmen es wahr, dass man da ist, Zeit hat und sie als Mensch sieht.“
Die Pandemiezeiten sind schwierig – für beide Seiten, für die Stadtmissionsgäste und für die Mitarbeitenden. „Wir müssen es aushalten. Wir müssen aushalten, dass wir an Regentagen Speisen ausgeben und die Menschen dann draußen im Regen essen zum Beispiel. Oder dass wir eva’s Stall dieses Jahr draußen auf der Straße feiern müssen. Wir müssen Unsicherheit und Fragen aushalten.“ Die fünf Sozialarbeitenden und vier hauswirtschaftlichen Kräfte der Stadtmission müssen aushalten, dass sie den Menschen in Coronazeiten nicht alles geben können, wie sie es wollen. Sie müssen stets aufs Neue auf die aktuellen Umstände reagieren. Das tun sie. Sie schauen, was möglich ist und nutzen die Chancen. „Die kalte Jahreszeit beginnt nun erst“, sagt Auer. „Warten wir, was kommt…“ Der Anspruch ist und wird bleiben, praktische Nächstenliebe zu praktizieren: zu sehen, dass ein Mensch einen Bedarf hat, und zu versuchen, ihm zu geben, was er braucht.