Martin Kolbe und Jean Pierre von Dach in der Leonhardskirche: beeindruckendes Konzert mit berührenden, nachdenklichen und hoffnungsvollen Songs, die noch lange nachklingen
Stuttgart. Vielen der rund einhundertfünfzig Besucher in der angenehm kühlen Leonhardskirche war der Sänger und Gitarrist Martin Kolbe ein Begriff. Ende der siebziger Jahre war Kolbe zusammen mit Ralf Illenberger eine feste Größe in der Stuttgarter Jazz-Szene. In den zehn Jahren ihrer gemeinsamen Musikerlaufbahn veröffentlichten sie sieben Alben und bestritten bis zu eintausend Konzerte. 1987 hat sich das Duo getrennt, Martin Kolbe zog sich aufgrund einer psychischen Erkrankung komplett aus der Öffentlichkeit zurück.
Zweieinhalb Jahrzehnte sind vergangen, bis sich Martin Kolbe wieder mit seiner Musik zurückgemeldet hat. Seine Erkrankung, eine bipolare Störung, war auch das Thema der Songs in der ersten Hälfte des Konzerts am 28. Mai in der Leonhardskirche. Gelassen, teilweise sogar mit einer Spur Selbstironie erzählte der Musiker vom Entstehen der jeweiligen Stücke. Damit gab er dem interessierten Publikum auch immer ein wenig seiner Krankheitsgeschichte preis. Seine Lieder erfüllten die Kirche mit einer teilweise fast greifbaren Traurigkeit. Das machte den Zuhörern das Empfinden der Gemütslage, die ein Teil der Songs war, einfach. Nach melancholischen Stücken folgten immer wieder auch hoffnungsfrohe und sehr rhythmische Lieder.
Begleitet wurde Martin Kolbe vom Schweizer Gitarristen Jean Pierre von Dach. Auch er überzeugte mit seinem beeindruckenden Spiel. Nach der zwanzigminütigen Pause spielten die beiden Musiker hauptsächlich ältere Songs; auch zu ihnen gab es immer eine kleine Erklärung.
Der lange, anerkennende und begeisterte Applaus am Ende des zweistündigen Konzerts sprach für sich – genau wie der Ansturm auf die CDs, die in der Pause erworben werden konnten.
Das Konzert war Teil des Begleitprogramms der Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Armut“, die in Stuttgart bis zum 1. Juni 2017 im Kunstbezirk im Gustav-Siegle-Haus sowie in der Leonhardskirche zu sehen ist. Veranstaltet werden die Ausstellungen und das Begleitprogramm von den diakonischen Trägern der Wohnungsnotfallhilfe in Stuttgart, dem Sozialunternehmen Neue Arbeit, dem Kreativprojekt AMOS, dem Diakoniepfarramt Stuttgart und der Diakonie Württemberg.