Bürgermeisterin Isabel Fezer übergibt dem eva-Projekt zum zweiten Mal das Siegel – eva-Vorstandsvorsitzender: „Es wäre wichtig, dass sich die Wertschätzung der Stadt auch im Doppelhaushalt niederschlägt“
Stuttgart. Das Patenprojekt Aufwind der Evangelischen Gesellschaft (eva) hat zum zweiten Mal das „Qualitätssiegel für Patenprogramme“ der Stadt Stuttgart erhalten. Bürgermeisterin Isabel Fezer hat das Siegel am 11. November an die Koordinatorin des Projekts, Ulrike Scherer, übergeben. Das Patenprojekt bringt seit 2014 Kinder psychisch erkrankter Eltern mit ehrenamtlichen Paten zusammen. „Wir freuen uns sehr über die Wertschätzung, die das Siegel zeigt“, sagt der eva-Vorstandsvorsitzende Pfarrer Klaus Käpplinger. „Es wäre wichtig, dass sie sich auch im Doppelhaushalt der Stadt niederschlägt. Denn bisher finanzieren wir das Patenprojekt ausschließlich über Spenden.“
Um das „Qualitätssiegel für Patenprogramme“ zu erhalten, müssen Projekte ihre fachlichen Qualitätsstandards umfassend nachweisen. 2017 konnten sie sich zum ersten Mal um das Siegel bewerben, jetzt zum zweiten Mal. Das Patenprojekt Aufwind der eva hat das Siegel beide Male erhalten.
Die Paten verbringen regelmäßig wertvolle Stunden mit den Kindern, sie spielen oder machen Ausflüge mit ihnen und gehen dabei auf ihre Bedürfnisse ein. „Eine weitere feste Bezugsperson zu haben ist eine heilsame Erfahrung für die Kinder psychisch kranker Eltern. Und eine große Chance“, betont Ulrike Scherer, die das Patenprojekt koordiniert. Das Kind erhalte einen stabilen Halt in seiner belasteten Lebenssituation; es werde nachhaltig gestärkt, sich zu entwickeln. Auch die psychisch erkrankten Eltern werden entlastet. Sie haben Zeit für sich – um sich zu erholen, zum Arzt zu gehen oder Erledigungen zu machen. Im Moment laufen elf Patenschaften. Sowohl von Patinnen als auch von Kindern und ihren Familien gibt es Wartelisten. Die Anfragen beweisen, dass Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern in Stuttgart gebraucht werden und das Patenprojekt weiter ausgebaut werden kann.
Um die Patenschaften vorzubereiten, führt die Koordinatorin intensive Gespräche. Beide Seiten müssen bereit sein, sich auf eine Beziehung einzulassen. Was genauso wichtig ist: Sie müssen zueinander passen und gerne zusammen sein. Deshalb unternimmt Ulrike Scherer alles Erdenkliche, um den Pool weiter auszubauen. Einmal im Quartal werden Austauschtreffen für die aktiven Patinnen und Paten angeboten. Mindestens einmal, oft zweimal pro Jahr finden gemeinsame Auswertungsgespräche mit den Eltern, dem Patenkind, den Paten und der Koordinatorin statt. Daneben hält Ulrike Scherer Kontakt zu den Eltern der Patenkinder und den Paten und ist für alle Beteiligten kurzfristig telefonisch erreichbar.
All das ist kein leichtes Unterfangen bei dem begrenzten Etat für das Projekt, das nun schon seit fünf Jahren ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Deshalb hat die eva über das Jugendamt im Doppelhaushalt der Stadt einen Antrag eingebracht, das Projekt mit jährlich ca. 66.000 Euro zu unterstützen. Ulrike Scherer hofft, „dass unsere hochwirksamen Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern künftig durch eine Regelfinanzierung der Stadt Stuttgart abgesichert werden“.