Jonas Mrutzek unterstützt in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr einen Grundschüler
Stuttgart. Die Schule ist endlich geschafft – und jetzt? Wer sich beruflich orientieren oder einfach sozial engagieren möchte, hat bei der Evangelischen Gesellschaft (eva) vielfältige Möglichkeiten: Im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) können Interessierte in die soziale Arbeit hineinschnuppern. Sie können sich für psychisch kranke, arme oder ältere Menschen engagieren – oder auch für junge Menschen, die ihnen vom Alter her am nächsten sind. Jonas Mrutzek möchte in seinem zukünftigen Beruf künstlerisch und mit Kreativität arbeiten. Doch zunächst macht er seit September 2020 ein Jahr lang ein FSJ bei der eva. In den vergangenen Monaten hat der 19-Jährige den Grundschüler, den er als integrativer Helfer unterstützt, zu Hause beim Homeschooling begleitet.
Wie werden Sie morgens begrüßt?
Jonas Mrutzek: Der Junge öffnet mir morgens meistens selbst die Tür und begrüßt mich mit einem Grinsen. Dann rennt er los, ruft mir noch einen Gruß zu und verschwindet in seinem Zimmer, um kurz vor dem Unterricht noch ein bisschen zu spielen.
Es gab lange keinen Präsenzunterricht in der Schule. Was haben Sie in Corona-Zeiten stattdessen gemacht?
In den vergangenen Monaten war ich meistens bei dem Jungen, den ich betreue, zuhause. Er hatte Online-Unterricht und ich war bei ihm, damit seine Eltern während seiner Schulzeit in Ruhe im Homeoffice arbeiten konnten. Und damit der Junge sich beim freien Lernen konzentrieren kann.
Wie läuft so ein Arbeitstag als integrativer Helfer bei Ihnen ab?
Wenn Präsenzunterricht ist, bin ich mit ihm im Klassenzimmer und schaue, dass er sich nicht zu sehr von seinen Mitschülern ablenken lässt. Ich male oft etwas für ihn, wenn er gut mitmacht. In der Schule lege ich mit ihm kurze Pausen auf dem Schulhof ein, wenn er sich nicht mehr konzentrieren kann. Beim Online-Unterricht sitze ich während der Präsentationen über BigBlueButton zu Hause neben ihm, helfe ihm bei seinen Aufgaben und spiele in den Pausen mit ihm. Ich bin meistens von 8.30 Uhr bis 12 Uhr bei ihm.
Ihre eigene Schulzeit ist noch nicht lange her, nun begleiten Sie ein Kind, das in die Schule geht. Was haben Sie dadurch Neues über die Schule gelernt?
Zum einen habe ich jetzt einen neuen Eindruck bekommen, wie laut es in einem Klassenzimmer der Grundschule sein kann; dadurch habe ich neuen Respekt für Lehrer entwickelt. Zum anderen war mir nie richtig bewusst, wie wichtig die Grundschulbildung ist.
Was sagt der Junge, den Sie unterstützen, zur Schule, zum Lernen – und dazu, dass er begleitet wird?
Das kommt ganz auf den Tag an. Manchmal macht ihm Lernen großen Spaß und er freut sich über meine Hilfe und Anwesenheit. An anderen Tagen kann er die Schule gar nicht leiden, ist richtig aufsässig und ihm wäre es lieber, ich würde gehen. Aber diese Tage sind selten und werden immer seltener.
(uli)
Schulbegleitung bei der eva
Junge Menschen wie Jonas Mrutzek begleiten bei der eva während ihres FSJ oder BFD jeweils ein Kind oder einen Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren. Diese Schülerinnen und Schüler besuchen eine der vielfältigen Schularten im Großraum Stuttgart. Sie haben unterschiedlichste psychiatrische Diagnosen wie Autismus-Spektrum-Störung, ADHS, Traumatisierung oder Bindungsstörung. Ihnen wird durch die integrative Hilfe ermöglicht, eine Regelschule zu besuchen. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer sind meist für ein Schuljahr mit integrativen Aufgaben in einer Klasse eingesetzt. Dabei werden sie von Rebekka Hösch und Nancy Weise von der „Fachberatung für Teilhabe an Bildung“ der eva fachlich angeleitet und unterstützt.
Wer ein FSJ oder ein BFD als integrative Helferin / integrativer Helfer machen möchte, erfährt hier mehr.