Gemeindepsychiatrisches Zentrum ist von Birkach nach Sillenbuch umgezogen – Räume liegen direkt an der U-Bahn-Haltestelle und bieten weit mehr Platz als bisher
Stuttgart. Es war gemütlich und hatte viel Charme, das alte Gemeindepsychiatrische Zentrum in Birkach. Doch nach 18 Jahren ist es fast aus den Nähten geplatzt – ganz besonders in Pandemie-Zeiten, in denen Abstand eine der wichtigsten Regeln ist. In den neuen Räumen in Sillenbuch gibt es mehr als doppelt soviel Platz. „Etwa 720 Quadratmeter stehen uns jetzt zur Verfügung“, berichtet Joachim Schittenhelm, der zuständige Bereichsleiter der Evangelischen Gesellschaft (eva). „Das ist wichtig, denn unsere 33 Mitarbeitenden unterstützen fast doppelt so viele Klientinnen und Klienten wie 2003. Inzwischen kommen 530 Frauen und Männer pro Jahr hierher oder wir besuchen sie zu Hause.“
Der Umzug Mitte März war eine Herausforderung: 500 Kartons wurden gepackt; in den Wochen vor dem Umzug stand die Tagesstätte „Café Fröschle“ in Birkach voller Schachteln. „Wir sind mit unseren Besucherinnen und Besuchern spazieren gegangen und haben überwiegend telefonisch Kontakt gehalten. Die meisten waren sehr verständnisvoll“, erzählt Nadja Schmidt, die die Tagesstätte des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GpZ) Sillenbuch betreut. Der Umzug habe unterschiedliche Gefühle bei ihnen ausgelöst, je nachdem, wo sie selbst wohnen. Wer in Birkach lebt und bisher zu Fuß kommen konnte, muss künftig mit dem Bus Nr. 65 nach Sillenbuch fahren. Andere aus dem Einzugsgebiet freuen sich, weil das GpZ verkehrstechnisch zentraler liegt als vorher. Es ist nicht nur mit dem Bus erreichbar, sondern liegt auch direkt an der Stadtbahn-Haltestelle Sillenbuch, die von der U7, U8 und U15 angefahren wird.
„Echt klasse Räumlichkeiten“
In dem fünfstöckigen Gebäude in der Kirchheimer Straße 71 stehen dem GpZ der zweite und dritte Stock zur Verfügung. Die Räume sind mit dem Aufzug barrierefrei erreichbar. „Wir sind zwar noch am Auspacken und achten in Coronazeiten natürlich immer darauf, den nötigen Abstand einzuhalten. Aber einige unserer Besucherinnen und Besucher konnten schon in die neuen Räumlichkeiten reinschnuppern“, berichtet Nadja Schmidt. Die Reaktionen waren begeistert: „Total hell, lichtdurchflutet, architektonisch großzügig mit super Ausblick ins weite Land und Einblicken in die unmittelbare Umgebung“, hat eine Klientin erklärt, „ich freue mich schon sehr, dort Zeit zubringen zu können.“ – „Echt klasse Räumlichkeiten“, meinte Susanne und Elfie hat ergänzt: „Angenehm kühl, schön im Sommer!“ Die weite Aussicht auf den Fernsehturm, die Grabkapelle und die Schwäbische Alb taucht in fast allen Rückmeldungen auf. „Allein dafür lohnt sich schon ein Besuch bei uns“, sagt Nadja Schmidt augenzwinkernd. Ein italienischsprachiger Besucher hat es auf den Punkt gebracht: Das neue GpZ sei „una merviglia“, ein Schmuckstück.
Die Tagesstätte hat jetzt ein eigenes Stockwerk für sich, der Wartebereich für den Sozialpsychiatrischen Dienst und den Gerontopsychiatrischen Beratungsdienst liegt im anderen Stockwerk. „Wir haben nun einen separaten Gruppenraum, einen offenen Raum und drei kleinere Räume nur für die Angebote der Tagesstätte. Hier können wir uns wunderbar verteilen und unsere Arbeit auch den Pandemiebedingungen anpassen. Und wenn wir irgendwann wieder Gruppen-Angebote machen können, haben wir dafür viel bessere Möglichkeiten.“ Eine Idee dafür hat die Kunsttherapeutin schon: „Wir würden die Räumlichkeiten gerne für Kunstausstellungen nutzen. Geplant ist ein Hängesystem in den Räumen der Tagesstätte und in den Fluren des zweiten Stocks.“
Tagesstätte sucht nach einem Namen
Nun braucht die Tagesstätte noch einen Namen; in Birkach hieß sie Café Fröschle, weil die Räume vorher als Café genutzt worden waren. „Beim neuen Name für die Tagesstätte in Sillenbuch wollen wir unsere Besucherinnen und Besucher einbeziehen. Wir haben sie schon nach ihrer Meinung gefragt und erste Antworten in unserer Tagesstätten-Zeitung, der Ressourcenpost, veröffentlicht. Weitere Ideen und Rückmeldungen sind uns natürlich herzlich willkommen!“
Info: Das Gemeindepsychiatrische Zentrum Sillenbuch ist für Menschen mit psychischen Krankheiten in Asemwald, Birkach, Degerloch, Heumaden, Plieningen, Riedenberg, Sillenbuch und Sonnenberg zuständig. Wer Hilfe sucht, kann unter Tel. 07 11.4 57 98 23 einen Termin mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst oder dem Gerontopsychiatrischen Beratungsdienst vereinbaren. Hier erfahren Interessierte auch mehr über die aktuellen Angebote der Tagesstätte. (uli)