Zahl der Essen ist bei eva’s Tisch deutlich gestiegen – Probleme der Gäste nehmen zu
Immer mehr Menschen in Stuttgart sind arm. Das stellen die Mitarbeitenden der Stadtmission der eva, der Evangelischen Gesellschaft, fest. „In all unseren Bereichen hatten wir im Jahr 2024 einen deutlichen Zuwachs an Besucherinnen und Besuchern“, sagt Birgit Auer, die Leiterin der eva-Stadtmission. Das zeige sich besonders deutlich bei eva’s Tisch. Auch die Probleme der Menschen, die die Angebote der Stadtmission nutzen, hätten zugenommen.
2023 wurden durchschnittlich noch 80 vollwertige Mittagessen pro Tag bei eva’s Tisch ausgegeben. Im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich 108 Essen pro Tag, manchmal kamen auch 130 Gäste. Teilweise hätten noch mehr Essen ausgegeben werden können, doch mit den 130 Essen waren die Möglichkeiten erschöpft. Dass immer mehr Frauen und Männer zum Essen kommen, liegt auch daran, dass die Stadt Stuttgart seit Januar 2024 Essen für bedürftige Menschen stark bezuschusst; dadurch kostet ein Essen 1 Euro statt vorher 2,50 Euro. „Die 1,50 Euro, die unsere Gäste damit jeden Tag sparen, sind für sie wichtig“, sagt Faton Dallku, der schon viele Jahren an der Essensausgabe arbeitet und zahlreiche Gäste persönlich begrüßt.
Zum sinkenden Preis kommt die steigende Not der Gäste, die auf der Straße, in Notunterkünften oder in unzureichenden, ärmlichen Wohnverhältnissen leben. Das macht viele von ihnen krank, es schlägt auf ihre Psyche oder lässt sie suchtkrank werden. Dadurch erleben die Mitarbeitenden eine veränderte Atmosphäre, es gibt häufiger Konflikte zwischen den Besucherinnen und Besuchern. Deshalb arbeitet die Wohnungsnotfallhilfe an einem Gewaltschutzkonzept. Ein erster Schritt: Bei eva’s Tisch sind jetzt immer zwei soziale Fachkräfte anwesend. Eine regelt den Einlass und sorgt für ein friedliches Miteinander, weil sich bereits vor der Öffnung des Angebots eine lange Schlange vor der Eingangstüre bildet und diese bis zum Ende erhalten bleibt. Eine weitere Fachkraft betreut weiterhin die Besucherinnen und Besucher im großen Saal, in dem das Essen ausgegeben und verzehrt wird. Sie unterstützt die Essensgäste bei persönlichen Fragen und Problemen und vermittelt ihnen Kontakte zu weiterführenden Hilfen.
2024 wurden 24.489 Essen ausgegeben
Gekocht wird das Essen für eva´s Tisch meist vom Hauswirtschafts-Team der Stadtmission, teils auch von Rudolf’s Küche und Café, das von der eva-Tochtergesellschaft Rudolf-Sophien-Stift betrieben wird. 2024 haben zudem immer wieder Mitarbeitende verschiedener Firmen im Rahmen eines Social Days hier gekocht und bei der Ausgabe der Mittagessen geholfen. Dadurch konnten sie einen Einblick in die Arbeit der Stadtmission und in die herausfordernde Lebenswelt der Essensgäste erhalten. Jeden Mittwoch wurde das Mittagessen in Kooperation mit Suppoptimal zubereitet, einer Initiative der Bürgerstiftung. Das Besondere dabei: Die Zutaten stammen aus geretteten Lebensmitteln.
Die Hauptamtlichen und die Ehrenamtlichen von eva´s Tisch haben 2024 dafür gesorgt, dass viele Menschen zumindest einmal am Tag mit gesundem Essen satt geworden sind. Insgesamt lag die Zahl der ausgegebenen Essen bei 24.489 – und damit etwa ein Viertel höher als 2023. (uli)