Mobile Kindersozialarbeit unterstützt Kinder zwischen 8 und 13 Jahren – Caritas und eva stellen für drei weitere Stadtteile Antrag für den Doppelhaushalt der Stadt
Stuttgart. Sie rauchen, trinken Alkohol, schwänzen die Schule, machen Krach und prügeln sich. Was nach dem Verhalten von Jugendlichen klingt, beobachten die Mitarbeitenden der Mobilen Jugendarbeit seit einigen Jahren schon bei Kindern. Von bestehenden sozialen Angeboten werden diese nur selten erreicht. Deshalb gibt es seit 2012 in den Stuttgarter Stadtteilen Freiberg/Mönchfeld und Weilimdorf für Kinder zwischen 8 und 13 Jahren Mobile Kindersozialarbeit (MKSA). Seit dem Doppelhaushalt 2020/21 finanziert die Stadt diese Arbeit. Nun beantragen die Evangelische Gesellschaft (eva) und der Caritasverband für Stuttgart (CVS) als Träger der MKSA im Doppelhaushalt 2022/23, dass die Stadt auch in den drei Stadtteilen Birkach, Botnang und Zuffenhausen jeweils eine halbe Fachkraftstelle der MKSA finanziert.
Bevor Kinder gewalttätig werden, haben sie Gewalt häufig selbst erlebt, ob in ihren Herkunftsfamilien oder auf der Straße, berichten die sozialen Fachkräfte. Die Kids sind lernfähig und übernehmen dieses Verhalten für sich selbst. „Viele der Kinder, die ich auf dem Spielplatz treffe, ecken mit ihrem Verhalten an, können sich nur schlecht an Regeln halten“, erzählt Martha Schieron, die seit April 2020 in Birkach als Kindersozialarbeiterin unterwegs ist. Manche der Kinder, denen sie begegnet, lösen Konflikte eher mit ihren Fäusten als mit Worten. Sie ist trotzdem für sie da und lässt nicht zu, dass der Gesprächsfaden reißt.
Trotz Corona Kontakt zu vielen Kindern aufgenommen
Die Stelle von Martha Schieron wird im Moment über Spenden finanziert. Wie die Stelle ihrer Kollegin Daniela Vitali in Botnang, wo es seit Oktober 2020 eine MKSA gibt. Sowohl in Birkach als auch in Botnang startete das Projekt 2020 unter Pandemiebedingungen. „Trotz Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren konnten die Fachkräfte über Streetwork schon zu 115 Kindern Kontakt aufnehmen“, berichtet Cathrin Maier vom Leitungsteam der MKSA.
In Zuffenhausen nimmt die MKSA im Oktober 2021 ihre Arbeit auf, auch hier wird die Arbeit zunächst über Spenden finanziert. Schon seit sechs Monaten gibt es hier Projekte für Kinder. „Unser Anspruch ist, sowohl in den Sozialunterkünften als auch in den Flüchtlingsunterkünften bei den Kindern und ihren Eltern bekannt zu sein“, sagt Jutta Jung vom Leitungsteam der MKSA. „Deshalb sind wir regelmäßig vor Ort und versuchen, unkompliziert und schnell zu helfen – zum Beispiel mit Lebensmittelspenden, warmen Mittagessen oder Bastel- und Einschulungsmaterial für die Kinder.“
Kinder und Alleinerziehende besonders häufig von Armut betroffen
Auch diese praktischen Hilfen sind wichtig für Kinder, die in beengten Wohnungen leben und wenig haben, mit dem sie spielen oder ihre Schulaufgaben machen können. Diese zum Teil prekären Lebenssituationen beobachten die Mitarbeitenden der MKSA in allen drei Stadtteilen, in denen sie in den vergangenen Monaten ihre Arbeit aufgenommen haben. Das hatten schon die Ergebnisse des Sozialmonitorings der Stadt Stuttgart 2019 gezeigt. Die MKSA-Fachkräfte reagieren mit ihrem Angebot auch darauf, dass Kinder und Alleinerziehende besonders häufig von Armut betroffen sind; das hatte 2019 die Stuttgarter Armutskonferenz festgestellt.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die sozialen Fachkräfte bei den Kindern Schulprobleme bis hin zur Schulverweigerung erleben. Umso beliebter sind die Spiel- und Sportplätze – erst recht, wenn jemand von der Mobilen Kindersozialarbeit vor Ort ist. Dort kommen Martha Schieron und ihre Kolleginnen mit den Kindern ins Gespräch. „Ich bin nicht vom Jugendamt, alles passiert hier freiwillig und bleibt unter uns“, berichtet Martha Schieron. „Ich kenne die Kids und sie kennen mich. Mit der aufsuchenden Kindersozialarbeit kann ich die wichtigste Basis schaffen: Vertrauen.“ (uli)