Feier fand im Hybridformat statt – Bürgermeisterin Sußmann: Großes Potential am neuen Standort
Stuttgart-Sillenbuch. Seit März 2021 haben die 33 Mitarbeitenden des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GpZ) neue Büros in der Kirchheimer Straße 71 in Sillenbuch. Hier gibt es auch lichtdurchflutete Räume für die Tagesstätte, das Arbeitsprojekt und das Kreativ-Projekt Artefaktum. Jetzt wurde das Zentrum offiziell eingeweiht. Wegen der Corona-Pandemie wurde im Hybridformat gefeiert, also sowohl vor Ort als auch per Zoom.
Die neuen Räume wurden knapp vierzig Jahre nach dem Beginn der Sozialpsychiatrie in Stuttgart bezogen, erinnerte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der eva, Prof. Dr. Jürgen Armbruster. 1982 seien die ersten Sozialpsychiatrischen Dienste aus der Taufe gehoben worden, sagte er bei der Feier. Damals seien sie als Unterstützung für die psychiatrischen Kliniken betrachtet worden, die im Zentrum standen. Heute seien die gemeindepsychiatrischen Dienste selbst Zentren. In ihnen werden unterschiedliche Hilfen angeboten, die Klinikaufenthalte oft vermeiden helfen.
Ressourcen im Stadtteil werden zusammengeführt
Neben Beratungsstellen und Maßnahmen, die den Tag psychisch erkrankter Menschen strukturieren helfen, gibt es einen Pflegedienst und verschiedene Wohn-Möglichkeiten. Zuletzt ist eine stationsäquivalente Behandlung dazu gekommen, bei der Menschen zu Hause psychiatrisch betreut werden. Rosel Tietze, Mitarbeiterin der Sozialplanung, lobte die eva dafür, dass sie „seit vielen Jahren ein innovativer und kompetenter Partner im Gemeindepsychiatrischen Verbund“ sei. Sie befinde sich im konstruktiven und erfolgreichen Diskurs mit der Landeshauptstadt.
„Ich sehe ein ganz großes Potential am neuen Standort“, erklärte Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration der Landeshauptstadt, bei der Feier. Schon in den ersten Monaten hätte der Dienst gezeigt, wozu die Tagesstätte geeignet ist, so seien zum Beispiel 120 Menschen hier geimpft worden. Zudem hätte es Tagungen mit Ärzten, Kirchengemeinden und Vereinen gegeben; das führe Ressourcen, die in einem Stadtteil vorhanden sind, zusammen.
Weitläufige, helle Räume sind inspirierend
Vor dem Umzug war das GpZ in Birkach fast aus den Nähten geplatzt – ganz besonders in Pandemie-Zeiten, in denen Abstand eine der wichtigsten Regeln ist. Denn mehr als 500 Frauen und Männer mit psychischen Krankheiten kommen jedes Jahr zum GpZ oder werden von dessen Mitarbeitenden zu Hause besucht. In den neuen Räumen in Sillenbuch gibt es mehr als doppelt soviel Platz, etwa 720 Quadratmeter stehen hier zur Verfügung. In dem neuen Zentrum können Klientinnen und Klienten auch ihre Wäsche waschen oder duschen, wenn sie zu Hause keine Möglichkeit dazu haben. Und es gibt einen PC-Raum für sie, in dem sie im Internet surfen oder auch Dateien erstellen und ausdrucken können. Wie die Räume aussehen, zeigte Joachim Schittenhelm, der Leiter des GpZ Sillenbuch, bei einem digitalen Rundgang.
Karin Thume kennt das GpZ seit vielen Jahren als Mutter eines psychisch erkrankten Mannes. Sie habe in Birkach erlebt, dass das Zentrum dort mehr Verständnis für psychisch kranke Menschen geschaffen habe. Sie wünsche sich, dass das am neuen Standort ähnlich gut gelingt. Auch Iris Range hat die Räume in Birkach einige Jahre lang aufgesucht. Sie habe die kleinen Räume in Birkach lange als gemütlich empfunden, sagte die Psychiatrieerfahrene. Inzwischen sei sie genesen und fände die weitläufigen, hellen Räume inspirierend: „Ich wünsche allen Klienten, die hierher kommen, dass sie sich hier so wohl fühlen wie ich.“ (uli)