Alphabetisierungskurs der Eltern- und Familienbildung der eva abgeschlossen
Mit großem Erfolg haben in dieser Woche 20 Frauen aus zehn Nationen den ersten alternativen Alphabetisierungskurs durch zielorientiertes Lernen abgeschlossen. Ziel des Kurses war, dass lernungeübte Migrantinnen Deutsch lesen, schreiben und verstehen lernen. Das Projekt wurde von der Eltern- und Familienbildung im Rems-Murr-Kreis der Evangelischen Gesellschaft (eva) in Kooperation mit der Stadt Weinstadt und dem Kultusministerium Baden-Württemberg durchgeführt und war für die Teilnehmerinnen kostenfrei.
Das besondere Konzept des „etwas anderen Deutschkurses für Migranten“ hatten die Projektkoordinatorin Margret Mack und die Kursleiterin Gaby Heidrich von der eva nach ihren Erfahrungen aus den Sprachcafés im Rems-Murr-Kreis erarbeitet. Sie haben damit geworben, dass die Teilnehmerinnen im Kurs lernen könnten, deutsche Formulare, Elternbriefe und das örtliche Wochenblatt zu verstehen.
Weil viele der Frauen familiäre oder berufliche Verpflichtungen haben, können sie nicht viermal in der Woche den offiziellen Integrationskurs besuchen. In diese Lücke stieß das Kursangebot. Die Teilnehmerinnen trafen sich seit Oktober jeden Dienstag für drei Stunden zum gemeinsamen Lernen. Die eva kümmerte sich in dieser Zeit um die kleinen Kinder. Die Stadt Weinstadt stellte den Raum zur Verfügung. Dank der Förderung durch das Kultusministerium war der Kurs für die Teilnehmerinnen komplett kostenfrei.
„Wir haben keine weggeschickt“
Dass die Initiatorinnen von der eva genau das richtige Angebot gemacht haben, zeigte das für sie selbst überraschend große Interesse. Obwohl der Kurs ursprünglich auf 15 Teilnehmerinnen angelegt war, meldeten sich 25 an. „Wir haben keine weggeschickt“, sagt Margret Mack. „Denn die kämen nie wieder.“ 20 von ihnen blieben bis zum letzten gemeinsamen Ausflug in dieser Woche dabei. Die meisten Frauen im Alter zwischen 30 und 65 Jahren leben bereits lange in Deutschland, manche mehr als dreißig Jahre. Einige haben gar keine oder nur wenige Jahre Schulbildung genossen. Deshalb sei das erste Ziel gewesen, eine Lernmotivation zu erzeugen, so Mack. Anschließend hätten sich die Teilnehmerinnen das deutsche Alphabet erarbeitet, gelernt, Texte zu lesen, zu verstehen und zu schreiben. Denn die Deutschkenntnisse beschränkten sich zumeist auf das Alltagsdeutsch.
Als besonders effektiv erwies sich der gemeinsame Stuhlkreis zu Beginn jeder Stunde. Dabei haben die Frauen geübt, grammatikalisch korrekte Fragen zu stellen und zu beantworten. Um am Alltag der Teilnehmerinnen zu bleiben, sprach Gaby Heidrich mit ihnen über Beruf und Stellenanzeigen, über Schulsystem und Ausbildung.
Auch wenn die Förderung für diesen Kurs nach einem Jahr endet, ist für die Frauen nicht Schluss: In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule hat die eva es ermöglicht, dass einige nun einen Integrationskurs besuchen, der an zwei Tagen die Woche stattfindet.
Interesse an weiterem Kurs wäre da
Weil der Deutschkurs so gut lief, haben Margret Mack und Gaby Heidrich für Herbst noch einmal einen Förderantrag mit einem veränderten Konzept gestellt. Einige der ersten Teilnehmerinnen haben sich bereit erklärt, dann als Tutorinnen mitzuhelfen. Im Moment warten die Organisatorinnen auf die schriftliche Förderzusage. Denn die ersten Interessentinnen möchten sich bereits anmelden.