Mobile Jugendarbeit Innenstadt startet – soziale Fachkräften wollen ein breites Netzwerk knüpfen
Anfang November hat das Team der Mobilen Jugendarbeit Innenstadt seine Arbeit aufgenommen. Und das genau zum richtigen Zeitpunkt: Die neuen Corona-Schutzmaßnahmen führen dazu, dass Menschen einander kaum noch begegnen können. Der Lockdown im Frühjahr hat gezeigt, dass viele junge Menschen nicht zuhause bleiben können, sie sind auf den öffentlichen und halböffentlichen Raum angewiesen. Umso wichtiger ist es den sozialen Fachkräften, die Jugendlichen dort zu informieren und ihnen Unterstützung anzubieten. Damit wollen die acht Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter auch dazu beitragen, dass sich Szenen wie im Juni diesen Jahres in der sogenannten Stuttgarter „Krawallnacht“ nicht mehr wiederholen.
„Alle Erfahrungen, die die Mobile Jugendarbeit in den vergangenen 50 Jahren auf der Straße gesammelt hat, zeigen, dass das Verhalten von Menschen vielfältige Ursachen hat“, sagt Simon Fregin, der das Projekt leitet. „Deswegen halten wir auch vielfältige Angebote bereit.“ Vorrangige Aufgabe des Teams ist es, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, was sie beschäftigt und was sie brauchen. „Daneben wollen wir ein breites Netzwerk knüpfen, um aktuelle gesellschaftliche Themen zu bearbeiten“, so Fregin. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter wollen mit Akteuren unter anderem aus Kultur, der Sozialen Arbeit, Gewerbetreibenden und der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Ihr wichtigstes Ziel: „Wir wollen eine sozial gerechte und demokratische Innenstadt für alle Menschen“, so Jutta Jung, die beim Caritasverband für Stuttgart für die Mobile Jugendarbeit zuständig ist. „Unser besonderer Blick gilt hierbei den Anliegen junger Menschen.“
Die Arbeit des Teams wird wissenschaftlich begleitet durch Prof. Dr. Thomas Meyer von der Dualen Hochschule in Baden-Württemberg. Prof. Meyer hat zusammen mit den sozialen Fachkräften einen Fragebogen für Jugendliche entwickelt, der Aufschluss darüber geben soll, wer in der Innenstadt unterwegs ist, was die Jugendlichen dort tun und welche Unterstützung sie brauchen.
In der Startphase geht es den Sozialarbeitenden darum, möglichst vielseitige Kontakte zu Jugendlichen in der Stuttgarter Innenstadt aufzubauen. Derzeit sucht das Team noch nach Räumen in der Innenstadt, die als feste Anlaufstelle dienen können. „Wir sind jedem dankbar, der uns einen Hinweis auf solche Räume gibt oder sogar welche zur Verfügung stellen kann“, so Klausjürgen Mauch, bei der Evangelischen Gesellschaft (eva) verantwortlich für die Mobile Jugendarbeit.
Vor allem während der Corona-Zeiten ist die Präsenz der Mobilen Jugendarbeit auf der Straße wichtig. Schnellstmöglich wird die Anlaufstelle mit einem größeren Kraftfahrzeug ergänzt, das vom Berliner Platz bis zum Lehenviertel und vom Europaviertel bis zur Paulinenbrücke unterwegs sein wird. Die Stadt Stuttgart und das Land Baden Württemberg finanzieren das Projekt Mobile Jugendarbeit Innenstadt für vier Jahre. (uli)