Neues Projekt Mobile Jugendarbeit Innenstadt startet im November - soziale Fachkräfte sind gefunden
Stuttgart. Ein friedliches Zusammenleben aller, die sich in der Innenstadt Stuttgarts bewegen, ist nicht selbstverständlich. Das ist spätestens bei den Ausschreitungen rund um den Eckensee am 20./21. Juni klar geworden. Doch es bleibt ein wichtiges Ziel, darin sind sich Politik, Verwaltung, der Caritasverband für Stuttgart (CV) und die Evangelische Gesellschaft (eva) einig. Als einen Baustein, um dieses Ziel zu erreichen, hat der Gemeinderat Ende Juli für die Zeit vom 1. November 2020 bis 31. Oktober 2024 das Projekt „Mobile Jugendarbeit Innenstadt“ genehmigt; CV und eva als Träger der Mobilen Jugendarbeit werden es durchführen. Die sozialen Fachkräfte, die dort mitarbeiten werden, wurden sehr rasch gefunden.
Wenn Jugendliche am Wochenende in der Stuttgarter Innenstadt feiern, dann fließt oft jede Menge Alkohol. Auch in den vergangenen Jahren kam es dadurch manchmal zu Schlägereien und Übergriffen. Was kann man tun, damit die Jugendlichen besser mit Alkohol und Gewaltsituationen umgehen lernen oder Konflikte erst gar nicht eskalieren? Acht Streetworkerinnen und Streetworker der Mobilen Jugendarbeit (MJA) Innenstadt auf fünf Fachkraft-Stellen werden von März bis Oktober regelmäßig an den Wochenend-Abenden und -Nächten in der Stuttgarter City unterwegs sein. Unter der Woche sind sie das ganze Jahr über an einem festen, zentral liegenden Standort erreichbar, der noch gesucht wird. Hier wollen sie Gruppen-Angebote durchführen und einzelne Jugendliche unterstützen. Daneben wird ein Beratungsbus Jugendlichen an wechselnden Aufenthaltsorten der Innenstadt zur Verfügung stehen. Dieser wird deutlich sichtbar sein und den Fachkräften die Möglichkeit bieten, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Wertschätzende Grundhaltung
Ein Projekt der MJA 2012/13 hat gezeigt: Jugendliche tun sich oft schwer, ein Risiko richtig einzuschätzen und entsprechend zu reagieren. Die Teams der Mobilen Jugendarbeit konnten vor Ort Konflikte abschwächen und damit Risiken reduzieren. Damit wurde die Szene von allen als sicherer erlebt; gerade auch Jüngere konnten besser geschützt werden. Die jungen Menschen, die sich in der Event- und Wochenendszene aufhalten, fanden es gut, dass sie von den MJA-Mitarbeitenden angesprochen wurden. Dadurch machten sie eine neue Erfahrung: Erwachsene nahmen sie in der Öffentlichkeit nicht als störend wahr, sondern begegneten ihnen freundlich und respektvoll.
Diese wertschätzende Grundhaltung gehört seit dem Start der MJA vor 50 Jahren zu ihrer Arbeit. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den jungen Menschen ist die Grundlage, um sie begleiten, bei Konflikten vermitteln und wenn nötig deeskalieren zu können. Die Streetworker wollen den Jugendlichen, die sie bei dem neuen Projekt MJA Innenstadt kennenlernen, außerdem in allen Lebenslagen behilflich sein und sie über weitere Unterstützungsangebote informieren. Die Suchthilfe wird vor Ort über riskanten Konsum informieren und junge Menschen auf Wunsch auch beraten. Für das neue Angebot hat die Stadt Stuttgart für den Zeitraum von vier Jahren pro Jahr 465.000 Euro bereitgestellt. Damit wird auch ein Teil der wissenschaftlichen Begleitung finanziert, die dabei hilft, das neue Angebot weiterzuentwickeln und in ein Gesamtkonzept einzubinden.
Arbeit soll zur Befriedung der Innenstadt beitragen
„Die Mobile Jugendarbeit Innenstadt ist kein Allheilmittel. Sie muss in ein solches Gesamtkonzept mit vielen weiteren Mitwirkenden eingebettet sein“, sagt Klausjürgen Mauch von der eva. „Wir halten sie aber für einen sehr wichtigen Baustein dieses Konzepts.“ Armin Biermann vom CV ergänzt: „Wir wollen in der Stuttgarter Innenstadt zur Befriedung beitragen und gleichzeitig den jungen Menschen, die sich dort aufhalten, die Angebote der Mobilen Jugendarbeit zugänglich machen. Deshalb sind wir der Stadt dankbar, dass sie so rasch Gelder für unser Projekt zur Verfügung stellt.“