Vernissage einer Ausstellung mit Zeichnungen geflüchteter ukrainischer Kinder
Stuttgart. Ein Mann mit einer Maschinenpistole und einer Gasmaske steht auf einer Treppe – im Hintergrund mahnen die Worte „Metro – Exodus“. Die massenhafte Auswanderung, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Auto, erleben Menschen aus der Ukraine schon seit Monaten. Was das für die Kinder unter ihnen bedeutet, zeigen Bilder, die die Evangelische Gesellschaft (eva) im Flattichhaus ausstellt. Am 24. November waren Interessierte zu einer Vernissage eingeladen.
Im Mai 2022 haben drei Mitarbeitende der eva Sachspenden zu ukrainischen Kindern gebracht, die nach Polen geflüchtet waren. Als Dankeschön haben die Kinder den eva-Mitarbeitenden selbst angefertigte Zeichnungen geschenkt. Mehr als dreißig dieser Werke werden jetzt in der Ausstellung „Bilder sind stärker als Angst“ gezeigt. „Diese Zeichnungen drücken eindrücklich die Gefühle aus, die die geflüchteten Kinder haben“, so Michaela Angerer, die zuständige eva-Abteilungsleiterin, bei der Vernissage. Sie zeigten die psychischen Auswirkungen der Kriegs- und Fluchterfahrungen. Dazu gehört auch das Bild eines Mädchens, durch dessen Körper ein Riss geht: In der bunten Hälfte fließt ein Bach, Vögel fliegen am Himmel der Sonne entgegen; in der grauen Hälfte gibt es statt des Bachs einen Panzer, statt der Vögel sind Flugzeuge am Himmel, die Bomben auf brennende Häuser werfen.
Kinder wurden in Polen in Sicherheit gebracht
In den weitläufigen Gebäuden einer Klinik im polnischen Ustron sind in zwei Reha-Hotels 440 Menschen aus den Regionen Donezk, Charkiw und Odessa untergebracht. Ganze Gruppen von Waisenkindern aus Kinderheimen wurden hierher evakuiert, um sie vor den fürchterlichen Kriegshandlungen in Sicherheit zu bringen. Im Hotel Narcys leben 230 Kinder, die meisten ohne Eltern. Im Hotel Wilga wohnen 210 Menschen, hauptsächlich Mütter mit eigenen Kindern sowie anderen Kindern, die auf der Flucht zu ihnen gestoßen sind. Manche der Kinder haben schwere körperliche und geistige Einschränkungen.
Alle Kinder in den beiden Unterkünften seien durch die Fluchterfahrungen sichtlich traumatisiert, berichtete bei der Ausstellungseröffnung Werner Lude, der im Mai in Polen war. „Ihre Gesichtszüge waren sehr ernst, teils wie eingefroren. Bei der Spendenübergabe haben ihre Gesichter dann richtig gestrahlt.“ Ewa Grabowska, die ebenfalls Spenden überbracht hat, wies darauf hin, dass die Kinder in Polen es jetzt schön hätten – „aber der Krieg ist in ihnen“.
Hoffnung der Menschen trotz belastender Situation
Bei der Spendenübergabe hätten sich die Kraft, die Würde und die Hoffnung der Menschen in ihrer schwierigen und belastenden Situation gezeigt, so Ewa Grabowska. Das zeigt auch das Bild auf dem Plakat, das für die Ausstellung wirbt: Ein übergroßer, gelb-blauer Regenschirm – den Farben der ukrainischen Flagge – wölbt sich schützend über Häusern; er wird ergänzt durch einen Regenbogen. Der Schutz bewahrt die Gebäude und die Menschen darin vor den Bomben, die zwei Flugzeuge gerade abwerfen. (uli)