Besinnliche Weihnachten im Kreise der Familie – mit Festessen und Geschenken: Vielen armen und einsamen Menschen bleibt dieser Wunsch verwehrt. Im traditionellen Stall der eva aber sind sie an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag herzlich willkommen. Seit 1945 lädt die eva-Stadtmission Bedürftige an Weihnachten ins Haus der Diakonie ein. Was nach Kriegsende mit bescheidenen Mitteln im zerbombten Stuttgart begann, ist mittlerweile die größte Weihnachtsfeier für Menschen in Armut in Baden-Württemberg: Jahr für Jahr feiern an beiden Tagen über 1500 Besucher in eva’s Stall ein besinnliches Fest.
Besinnliches Programm an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag
Traditionell beginnt der Stall an Heiligabend mit Kaffee, Tee, Kuchen und Gebäck an der festlich gedeckten Tafel. Das Ensemble „Dein Theater“ bringt mit Krippenspiel, Liedern und Texten aus der Weihnachtsgeschichte eine besinnliche Stimmung in die festlich geschmückten Räume. Danach serviert das Team der Stadtmission, unterstützt durch gut 150 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, das typisch schwäbische Heiligabend-Essen: Saitenwürstle mit Kartoffelsalat. Für Gäste mit Kindern stehen Bastel-, Mal- und Spielangebote in den Räumen der Wärmestube bereit. Am Abend ziehen die Festgäste in die Leonhardskirche zum Höhe- und Abschlusspunkt an Heiligabend: dem Stall-Gottesdienst. Und weil auch Geschenke zu Weihnachten gehören, bekommt jeder Besucher anschließend eine Tasche mit festlichen Gaben: gespendete warme Kleidung, Süßigkeiten, Einkaufsgutscheine, Spielsachen für die Kinder und vieles mehr.
Am ersten Weihnachtsfeiertag ist der Stall noch einmal von mittags an geöffnet. Neben einem Festtagsessen und dem Weihnachts-Kaffee steht Musik auf dem Programm: Die Gäste singen gemeinsam mit dem Chor der eva-Wärmestube weihnachtliche Weisen und lassen den Nachmittag feierlich ausklingen.
Wie 1945 alles begann
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Weihnachtsfeier deutlich gewandelt. Die Anfänge gehen zurück auf den Nachkriegswinter 1945, der geprägt war von Hunger, Kälte und allgemeiner Wohnungsnot. Sechs Jahre später schrieb der damalige Stadtmissionar in einem Bericht: „Das Bild unserer Besucher wechselt ständig. Waren es unmittelbar nach dem Zusammenbruch zurückflutende Soldaten und Wehrmachtsgefolge, so kamen sehr bald die Entlassenen aus den Gefangenenlagern. Kaum war dieser Strom verebbt, da setzte die große Völkerwanderung der Flüchtlinge ein.“ 1971 fand der Stall dann zum ersten Mal in seiner heutigen Form statt: im Großer Saal der eva in der Büchsenstraße. Etwa 80 Gäste – Frauen und Männer, die in Armut lebten – kamen damals zur Weihnachtsfeier. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr Gäste. Heute sind es etwa 1500 Besucher an beiden Tagen. Was sich seit Beginn nicht verändert hat: Die eva-Stadtmission heißt alle willkommen – einsame, arme und kranke Menschen. Bei eva’s Stall können sie für einige Stunden ihre Sorgen hinter sich lassen und weihnachtlichen Frieden genießen.