Zwischenbilanz des Sozialraumprojekts Uwin fällt bei allen Beteiligten positiv aus
Was sich hinter dem abstrakten Begriff „Sozialraumprojekt“ verbergen kann, das haben die Beteiligten von Uwin bei ihrer Jahresfeier am 26. November anschaulich gemacht: Schüler mit sozialen Schwierigkeiten meistern in der Gruppe allerhand Herausforderungen und verbessern dabei ganz spielerisch ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen. Das Kooperationsprojekt des Kreisjugendamtes Rems-Murr und der Evangelischen Gesellschaft (eva) ist 2012 an der Lehenbachschule in Winterbach gestartet. Seit knapp einem Jahr läuft Uwin zudem an der Ernst-Heinkel-Realschule in Remshalden. Alle Beteiligten sind vom Zwischenergebnis begeistert. „Dieses Projekt ist ein Glücksfall für uns“, sagte Albrecht Ulrich, Bürgermeister von Winterbach.
Joshua (alle Namen geändert) fällt es schwer, soziale Kontakte mit anderen Kindern zu knüpfen. Max ist schnell frustriert und hat wenig Durchhaltevermögen. Robin gerät häufig in Streit und kann Regeln nicht akzeptieren. Es sind Kinder wie diese, an die sich das Projekt Uwin richtet: Fünft- und Sechstklässler, die durch ihr soziales Verhalten auffallen oder in ihrer Entwicklung verzögert sind. An beiden Schulstandorten können jeweils fünf bis sechs Jugendliche durch Uwin gefördert werden. Die beiden Sozialpädagogen Petra Hubert und Marcel Rademacher von der eva bieten verschiedene Hilfen an. Zentrales Element ist ein Gruppenangebot, das an beiden Schulen an einem Nachmittag in der Woche während der Schulzeit stattfindet.
Gemeinsam die Umgebung erkunden
Dabei erkunden die Schüler gemeinsam mit den Pädagogen ihre Umgebung mit Wald und Wiesen, spielen im „Toberaum“ oder machen auch mal einen Ausflug in den Hochseil-Klettergarten. „Die Angebote machen Spaß“, betonte Monika Memmel, die zuständige Abteilungsleiterin bei der eva. „Und so lernen die Kinder ganz nebenbei, wie man Konflikte löst oder gemeinsam Regeln aushandelt.“ Dem elfjährigen Max gefällt besonders, „dass wir fast immer draußen sind“. Schade findet er nur, dass die Zeit immer so schnell vorbeigeht.
Neben dem sozialen Lernen in der Gruppe arbeiten die Sozialpädagogen bei Bedarf auch mit einzelnen Kindern und können so individuell auf deren spezielle Lebens- und Schulsituation eingehen. Sie beraten zudem die Eltern und stehen im engen Austausch mit den Lehrkräften, Schulsozialarbeitern und dem Team der Ganztagesbetreuung. „Uwin geht auf die aktuellen Bedingungen unseres Schulsystems ein“, sagte Christine Walter-Krause, Rektorin der Lehenbachschule. „Und davon profitieren vor allem unsere Schülerinnen und Schüler.“
Uwin wirkt auch in die Gemeinden Winterbach und Remshalden hinein
Das Sozialraumprojekt wirkt aber auch in die beteiligten Gemeinden Winterbach und Remshalden hinein: Die Sozialpädagogen unterstützen die Kinder zum Beispiel dabei, Angebote der Vereine oder des Jugendhauses zu nutzen und vernetzen alle relevanten Akteure vor Ort.
Uwin ist ein Angebot der Erziehungshilfe und wird daher über das Kreisjugendamt finanziert. Das Interesse und die Unterstützung durch die beteiligten Schulen und Gemeinden sind groß. Auch deshalb ist das Projekt für Angelika Stock, die Leiterin des Kreisjugendamtes, ein Beispiel für „gelebte Sozialraumarbeit“. Nach einer Modellphase ist die Jugendhilfe im Rems-Murr-Kreis ab 2006 umgebaut und um ambulante Angebote erweitert worden, die stärker auf den Sozialraum ausgerichtet sind. „Wie bei Uwin können wir hier neue Wege gehen und kreative Ideen umsetzen.“
Kreativ waren auch die Schüler, die auf der Jahresfeier in der Lehenbachschule einen Film über ihre Erlebnisse bei Uwin präsentierten. In einer Szene klettert ein Junge auf ein Klettergerüst. Ein zweiter ist schon oben, zieht seinen Mitschüler am Ärmel hoch und sagt: „Jetzt komm, zusammen schaffen wir das!“ Besser kann man ein Sozialraumprojekt wohl nicht beschreiben.