Mobile Jugendarbeit Stuttgart: Verfügbarkeit von Alkohol hat Auswirkungen auf den Konsum – gerade bei Jugendlichen
Stuttgart. Wenn das nächtliche Verkaufs-Verbot von Alkohol in Baden-Württemberg fällt, ist die Gefahr groß, dass der Alkohol-Konsum junger Menschen wieder zunimmt. Davon ist Klausjürgen Mauch, Leiter der Mobilen Jugendarbeit der Evangelischen Gesellschaft (eva), überzeugt. In den vergangenen Jahren gibt es weniger Jugendliche, die volltrunken in Kliniken eingeliefert werden; das ist nach Einschätzung der Mobilen Jugendarbeit auch auf das Verkaufsverbot zurückzuführen. Er teile die Bedenken, die Sozialminister Manfred Lucha sowie Vertreter von Gemeindetag und Städtetag öffentlich geäußert hätten, so Mauch: „Wir haben bei unseren Innenstadt-Streetworkeinsätzen in Stuttgart die klare Erfahrung gemacht, dass die Verfügbarkeit von Alkohol Auswirkungen auf den Konsum hat.“ Das nächtliche Alkohol-Verkaufsverbot in Supermärkten und Tankstellen könnte 2018 aufgehoben werden, falls der baden-württembergische Landtag das im Herbst so beschließen sollte.
Jugendliche wüssten, dass Alkohol schädlich ist, sagt Mauch. Das würden sie bei Präventionsveranstaltungen der Schule oder in Einrichtungen der Jugendhilfe erfahren; auch die Mobile Jugendarbeit weise Jugendliche immer wieder darauf hin. Wenn junge Menschen zum Feiern in der Stuttgarter Innenstadt unterwegs seien, gehe es bei der Präventionsarbeit aber nicht mehr darum, zu vermitteln, dass Alkohol schädlich ist. Dann sei nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Die jungen Frauen und Männer würden zwar Alkohol zu ihren Treffpunkten mitbringen, doch dann kämen andere dazu, die mittrinken – und plötzlich sei Nachschub nötig. „Es ist gut, dass der seit 2010 nicht mehr in Tankstellen und Supermärkten besorgt werden kann“, davon ist Mauch überzeugt.
Die von der Regierungskoalition geplante Regelung, dass Kommunen auf öffentlichen Straßen und Plätzen zeitlich begrenzte Konsumverbote anordnen können, sei dagegen der richtige Schritt, so Mauch. „In Stuttgart fehlt aber nach wie vor ein Gesamtkonzept für Alkohol im öffentlichen Raum.“ Darin könnten Jugendhilfe, Suchthilfe, Polizei und Amt für öffentliche Ordnung zusammen mit der Politik gemeinsam festlegen, wann und wo ein Alkohol-Verbot sinnvoll sei. Auch Einsatzorte für nächtliches Streetwork könnten darin benannt werden – falls diese finanziert wird. Die Mobile Jugendarbeit, die von der Evangelischen Gesellschaft (eva) und vom Caritasverband für Stuttgart getragen wird, hatte 2012/13 an den Wochenenden gemeinsam mit Release ein Streetwork-Projekt durchgeführt. Damit sollte alkoholbedingter Jugendgewalt in der Stuttgarter City vorgebeugt werden. Die Streetwork war sehr erfolgreich, erhielt nach der Projektphase aber keine öffentlichen Gelder, sodass sie eingestellt werden musste.